Da stand sie nun an der Bushaltestelle. Im graumatschigen Schnee. Hielt die Arme verschränkt vor ihrer Brust. Im Bus fand ich einen Sitzplatz und wollte ihr zum Abschied winken. Doch sie schenkte mir keinen Blick mehr, sie schaute die Straße hoch.
Drei Stunden Zugfahrt. Umsteigen in Hamburg. Die Bushaltestelle bei ihr war nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt. Und dass sie mich begleitete, war schon ein großes Entgegenkommen. Es war so was von aus! Weihnachten, Silvester. Da waren wir bereits Fremde.
Was zu Hölle hatte sie sich von mir versprochen? Den Ersatzmann für sich und ihre Kinder zu finden? Ich? Absurd! Irgendwas war über anderthalb Jahre tragfähig. Und irgendwas beendete ihre Hoffnung. Vermutlich gab es zwei Konstanten in ihrem Leben. Einmal eine gute Mutter für ihre beiden Töchter zu sein. Und dann nicht versauern zu wollen. Meine Rolle sollte idealerweise beide Bereiche abdecken. Ihr weiteren Nachwuchs bescheren und Farbe in ihr Leben bringen. Als ich ihr einen Strich durch diese Rechnung machte, war ich gestorben.
Zwei Wochen nach der Rückkehr von meinem letzten Besuch erhielt ich einen Anruf. Sie machte Schluss.
Perspektivwechsel
Eingeordnet unter Bei Sem;kolon zu Hause
Die Bushaltestellen scheinen dramatische Orte zu sein. Laufen hier alle Fäden zusammen? Sind es Wendepunkte, an denen du die Sache noch einmal herumreißen kannst oder für immer einen neuen Weg einschlägst? In meinem Leben spielt der öffentliche Nahverkehr eine absolute Nebenrolle. Vielleicht sollte ich öfter in Bushäuschen sitzen oder mal eine Monatskarte kaufen. Wer weiß, welche Wendung mein Leben nähme …
;)
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Nun, Busfahren ist nicht schöner als das eigene Auto. Und es gibt Gegenden, da ist man ohne das Auto aufgeschmissen. Begegnungen und Begebenheiten an Bushaltestellen können dramatisch sein und sind daher nicht jedermanns Sache.
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