Mann aus dem All

Als Autor liegt mir eine Beurteilung, Bewertung oder Einordnung des folgendes Textes fern.
Spät abends. Beim Schreiben lief Musik im Hintergrund. „Phillip Boa And The Voodooclub“, glaube ich. Fernseher ohne Ton. Es faszinierte mich, Wort für Wort, Satz für Satz zu finden.
Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wozu ich das aufschrieb, welchen Sinn es machen sollte oder für wen es war. Damit bezahle ich meine Miete nicht. Ich lasse nur ein ureigenes Bedürfnis frei.

Mann aus dem All

Zuerst war mir kalt.
Minus zweihundertdreiundsiebzig Grad Celsius.
Es gab eine große Explosion, die Ursache- und Wirkungsfolge brach an. Neugierig näherte ich mich Elementen, Materie, dem Licht. Schwebte um junge Sterne, spürte Gravitation, die Felsen formten.
Auf manchen Planeten mit Luft, Wasser und Flora entstand Leben. Leben in Fühlen, Denken und einem Bewusstsein für Zeit.
Ich wagte es, mich auf dem dritten Planeten einer Sonne nieder zu lassen, so sehr gefielen mir dort die Menschen. Ich fing an, leben zu lernen. Zuhören, hart arbeiten und feiern.
Nach Jahren hatte ich genug gesehen, genug erlebt, doch das Kostbarste der Welt blieb mir noch verborgen.
Es wurde Liebe genannt. Liebe, ich hatte sie nirgendwo gefunden. Weder im Vorbeiflug an heißen Sternen noch in Gesetzen der Gravitation. Hier blühte jedoch Liebe. Überall. Zwischen Mann und Frau. Eltern und Kindern. Menschen, die sich nahe standen als Freunde, Kollegen, Nachbarn. Ich wollte die Liebe kennen lernen, aber es war nicht fair, nicht vor ihr gewarnt worden zu sein.
Sie war schöner als die Morgenröte über dem südlichen Meer. Wir waren wundervolle Herzen, die füreinander da waren und dafür sorgten, dass es uns zusammen gut ging. Unsere Liebe schien den Schmelzpunkt von Silber zu übertreffen.
Das Ende kam furchtbar schnell. Zu schnell, um es zu begreifen. Von einem Tag auf dem nächsten war es vorbei. Der Schmerz brannte wie weit über 3.000 Grad. Gold verdampft bei 2.700.
Ich verließ diese Welt. Folgte der Ausdehnung des Alls. Es musste ein Ende geben! Bei minus zweihundertdreiundsiebzig Grad.

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Eingeordnet unter 2019

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