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Lesung im Watermark – Teil 2

Dass es in Sydney, Australien, einen Platz namens Watermark mit Blick auf das Meer gibt, glaube ich ja gerne. Auch, dass das eine wunderschöne Aussicht ist. Doch was hat das mit Münster zu tun?
Am Freitag, 17.03.2017, war ich mit meinen Sem;kolon-Kollegen Jürgen und Katja eingeladen, eine Lesung im Watermark am Kreativkai Münster zu geben. Dazu war noch der Singer / Songwriter „Oh Sinclair“ engagiert.
Auf der ersten Büroetage, wo übertags Schreibtische für kleine Unternehmen untervermietet werden (Coworking), gab es nun den Blick auf das gesamte Hafenbecken. Da hatte man nun nicht zu viel versprochen!
Schiffe nutzen denn Hafen nicht mehr, dafür entsteht drum herum Eventgastronomie, moderne Unternehmen und jährlich gibt es ein großes Hafenfest.
Mit unserer Lesung sollten wir eine Reihe von Kulturangeboten im Watermark starten. So gaben wir unser Bestes.

Fotos: Copyright by H. Angenent

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Egal

Was ich verabscheue, ist Unpünktlichkeit. Unpünktlichkeit ist gleichzusetzen mit Unhöflichkeit. Nur der zivilisierte Mensch ist in der Lage, sich an einem Ort zu einer Zeit im Voraus zu verabreden. Wo kämen wir hin, wenn in unserem eng getakteten Leben ständig Wartezeiten entstünden aufgrund der Unorganisiertheit anderer?
Sie betritt das Café. Ich fange ihren Blick ein. Lächelt mich an, wie nur sie es kann. Verzaubert mich wieder vom ersten Moment. Setzt sich zu mir, bestellt ihren Cappuccino. Die Welt um uns wird weggeblendet. (Sechzehn Minuten später als verabredet …)

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Perspektivwechsel

Da stand sie nun an der Bushaltestelle. Im graumatschigen Schnee. Hielt die Arme verschränkt vor ihrer Brust. Im Bus fand ich einen Sitzplatz und wollte ihr zum Abschied winken. Doch sie schenkte mir keinen Blick mehr, sie schaute die Straße hoch.
Drei Stunden Zugfahrt. Umsteigen in Hamburg. Die Bushaltestelle bei ihr war nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt. Und dass sie mich begleitete, war schon ein großes Entgegenkommen. Es war so was von aus! Weihnachten, Silvester. Da waren wir bereits Fremde.
Was zu Hölle hatte sie sich von mir versprochen? Den Ersatzmann für sich und ihre Kinder zu finden? Ich? Absurd! Irgendwas war über anderthalb Jahre tragfähig. Und irgendwas beendete ihre Hoffnung. Vermutlich gab es zwei Konstanten in ihrem Leben. Einmal eine gute Mutter für ihre beiden Töchter zu sein. Und dann nicht versauern zu wollen. Meine Rolle sollte idealerweise beide Bereiche abdecken. Ihr weiteren Nachwuchs bescheren und Farbe in ihr Leben bringen. Als ich ihr einen Strich durch diese Rechnung machte, war ich gestorben.
Zwei Wochen nach der Rückkehr von meinem letzten Besuch erhielt ich einen Anruf. Sie machte Schluss.

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Leere

Die Abwesenheit von etwas. Weil etwas fehlt. Nicht vorhanden ist.
Weil man ohne Freude, ohne Gesellschaft, ohne Selbstvertrauen ist.
Überall Überfluss nur nicht hier. Die Pause im Lebenslauf.
Kein Erfolg, kein Gefühl, keine Hoffnung.
Die Abstinenz guter Nachrichten. Ohnmacht. Hilflosigkeit.
Fehlende Wärme und Geborgenheit.
Leere ist das neue Stichwort für die Hausaufgabe meiner Autorengruppe Und leer der Blick bei Schlaflosigkeit aus dem Fenster.

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Der Wunschtext

Hallo! Nun ist er mir in die Tastatur geflossen, der „Wunschtext“! Statt bloß ein Wort zu nehmen, habe ich alle vier Vorschläge eingearbeitet, die mir in die Kommentare geschrieben wurden, als ich nach einem Stichwort fragte, als ich nicht wusste, worüber ich schreiben soll. Ich hoffe, jede und jeder, die oder der einen Vorschlag gemacht haben, fühlen sich ausreichend repräsentiert! ;-) Einzig, einen Titel habe ich dafür noch nicht …

Wunschtext aus „Katze“, „Diskriminierung“, „Single“, „ein Vegie-Vampir im Dunkeln“:

Am Montag war die Vollmondnacht. Heute Morgen an der Bushaltestelle auf dem Weg zum Job war am einen Straßenende die Sonne aufgegangen und am anderen stand groß, klar und noch fast rund der Mond am Himmel. Er hoffte, dass sich mit dem abnehmenden Mond einige Probleme von selbst erledigen. Wie Schlaflosigkeit, Gereiztheit, verstärktes Rauchen und Putzwut.
Die Praktikantin bei der Arbeit, die leider diese Woche ihren letzten Tag hat, hatte ihn auf das Thema überhaupt gebracht. Mondphasen und Befindlichkeit. Sie schien sich auszukennen. Es soll ja so weit gehen, sich beim Fenster putzen nach dem Mondkalender zu richten.
Was ihn angeht, hatte er sich vor dem Scheibenwaschen erfolgreich drücken können und wie voll der Mond war, war ihm auch entgangen. Er sah weder Nachrichten im TV noch hörte sie im Radio, hatte keine Zeitung abonniert oder surfte im Internet danach. Er hat ja Kollegen.
Alles, was er wissen muss, hört er nebenbei in ihren Gesprächen. Er ist nicht unbeliebt. Und er ist der Älteste. Sein Wort zählt. Dabei schätzt ihn jeder nicht älter als 40 …
Nur allerengste Freunde wissen, er hatte ein langes, hartes Leben, in dem er sich oft wie 110 gefühlt hat. Doch das reibt er niemandem unter die Nase. Das nützt keinen, am wenigsten ihm selbst.
Heute ist aber Vorabend von etwas Neuem. Er hatte sich für morgen extra Urlaub genommen. Der Tag gehört ihm. Der ganze Tag. Als Single kann er in seiner Freizeit sowieso machen, was er will. Warum er in seinem Alter nicht wenigstens schon geschieden war, war entweder eine lange Kette von Pech oder einfach schlau. Zumindest vereinfachte es manche Dinge, und sein Vorhaben kann exakt geplant und nach seinem Gusto ausgeführt werden. Da redet ihm niemand rein.
Das „Frauenthema“ ist eine hochsensible und ebenso hochexplosive Angelegenheit. Auch er hatte sich oft unsterblich verliebt und an die „große Liebe“ geglaubt. Das war jedoch alles nichts weiter als eine Illusion. Genauso, als könnte ein Vegie-Vampir im Dunkeln stehen und darauf warten, dass er seinen Blutdurst besiegt und übertags einem geregelten Bürojob nachgeht. Das funktioniert nicht. Aus. Und so war es eben bei ihm und der Liebe. Simple Beweisführung: Welche Beziehung hatte bis heute zu ihm gehalten? Keine. Quod erat demonstrandum.
Die Fehler bei sich zu suchen oder beim Partner, oder bei beiden zusammen, das hatte er ausgiebig in einer Therapie gemacht. Schluss damit, was zählte, war das Heute. Und heute eben das Morgen. Denn morgen will er mit etwas beginnen, wozu er endlich die Mittel bekommt. Und dann mal sehen …
Auslöser für diese Geschichte war eine erst schleichende dann immer drängender werdende Diskriminierung durch seine Umwelt. All die gesetzlichen Verbote. Leute an der Bushaltestelle. Klar, man konnte sich darüber hinwegsetzen, wo es noch ging. Vielleicht war manch missbilligender Blick oder gekünsteltes Husten auch nur eine paranoide Wahrnehmung? Wenn die Unterscheidung nicht mehr gelingt zwischen offene Missbilligung in seine Richtung oder ein Problem, dass die anderen mit sich selbst haben. Ähnlich wie bei Aberglauben. Vor einem kreuzt eine schwarze Katze den Weg. Von links nach rechts. Das bringt Unglück. Aber Moment, hatte man es richtig behalten? War es nicht von rechts nach links? Eine Richtung bringt nämlich Glück. Aber welche? Das kann einen so konfus machen, dass man auf dem Absatz kehrt macht und einen anderen Weg nach Hause geht!
Der Abend, an dem ihm klar wurde, wenn er sich nicht änderte, stünde er allein da, auch wenn es immer Leute geben wird, die ihr Verhalten niemals ändern, war vor genau einer Woche. Er traf sich in geselliger Runde in einer Rock- und Blueskneipe wie jeden Monat mit einer festen Gruppe netter Leute aus der Szene. Die Abende gehen stets sehr lang. Tja, und da musste er feststellen, nun war er der letzte Idiot, der draußen Nachschub brauchte. Wenigstens einer hatte ihn immer begleitet. Und der war nun umgestiegen. Saß nun feist die ganze Zeit mit am Tisch, während es draußen rattenkalt und das hohle Gelaber der Kellnerin, die sich auch den schnellen Kick reinpfiff, unerträglich war.
Nein, das wollte er nicht mehr. Er wollte es wenigstens versuchen. Abgesehen davon, wieviel Geld er sparen würde, es soll auch viel gesünder sein.
Morgen würde seine E-Zigarette ankommen. Eine ganze Ausrüstung. Er, der starke Tabakraucher, würde Dampfer werden.

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