Schlagwort-Archive: elektronische Musik

Ade

Als Schriftsteller habe ich alles erreicht, was man sich nur wünschen kann. Buchveröffentlichungen. Rauschende Lesungen. Den eigenen, unverwechselbaren Schreibstil entwickelt. Einige Auszeichnungen und Preise. Presse. Radio. TV. Und über fast 30 Jahre Top-Mitglied einer Autorengruppe. Nur den Roman habe ich nicht geschrieben.
Aber.
All das bin ich leid. Es bedeutet mir nichts mehr. Ich leide sogar an der Berufskrankheit, dass ich kein Buch eines Anderen mehr lesen kann, ohne den wachsamen Literaturkritiker in mir.
Ich habe einen Freund, der festgestellt hat, dass sich sein Leben alle zehn Jahre ändert. Es fing an mit 10 Jahren Sport. Laufen und Leichtathletik. Dann kam eine Dekade Studium und Promotion. Danach Autor. Jetzt ist er verheiratet …
Ändert sich mein Leben auch in zeitlichen Zyklen? Ich weiß nur eins. Meine kreativen Ideen gehen mir nie aus. Schreibe ich nicht, setze ich meine Energie in Musik um. Alles, was ich dazu brauche, ist mein Laptop.
Seit langer Zeit, und dieses Jahr äußerst intensiv, komponiere ich meine KlangCollagen. So nenne ich meine KlangKunst. Äußerst verrücktes Zeug.
In der hiesigen Zeitung stand dazu mal ein langer Artikel. Unter dem Titel „Christoph Aschenbrenner und die Malerei mit Tönen“ las man:

rockWas täten die Leute ohne Aufnahmen, ohne Mitschnitte, Tonträger? wurde John Cage gefragt. „Dann hätten sie Musik. Jetzt haben sie Aufnahmen und glauben dann, Musik, sei etwas wie Aufnahmen …“ Der erste klassische Pianist, der diesen Unterschied erkannte und dies konsequent in seiner Arbeit umsetzte, war Glenn Gould. Im von etlichen Kulturkritikern als „U-Musik“ diffamiertem Bereich sind die Grenzen fließender. Und die Avantgarde kennt sie nicht? Christoph Aschenbrenner, Student der Publizistik, kümmert die Diskussion um Theorien wenig: Er nimmt Klänge, Musik, Geräusch und fügt sie neu. Die von ihm auf Kassetten gezogenen Klangcollagen nennt er „Malerei mit Tönen“.

(aus Westfälische Nachrichten, 11.04.1992, von Nils Plath)

Ja, lange her! Inzwischen wurde aus dem analogem das digitale Zeitalter. Und meine KlangKunst blieb aus urheberrechtlichen Gründen im Underground. Ich arbeite daran, dies zu ändern.
Ich knüpfe nun die ersten zarten Kontakte zur elektronischen Musikszene vor Ort. Ideal wäre für mich eine Gruppe von Soundtüftlern, die sich ihre Werke vorstellen, Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge anbringen. Das wäre wie bei der Autorengruppe Semikolon – nur ohne Literatur.

Hier ein Beispiel:
KlangCollage mit dem Titel „Mini“ (0:38 min)

Die E-Gitarre spiele ich selbst. Ich betone ausdrücklich, dass ich als Künstler diese KlangCollage produziert habe und keine kommerziellen Interessen verfolge.

Hört Euch das wilde Ding bitte an. Schreibt dazu Kommentare. Und dem Schreiben an sich werde ich auch weiter treu sein!

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Die Verwandlung: Küche in Studio

Da braut sich etwas zusammen! Angefangen hat es damit, dass ich meine Westerngitarre griffbereit und stets gestimmt in die Küche gestellt habe. Ich wollte in Schreibpausen mal wieder ein paar Akkordwechsel üben. Mein großer Schreibtisch steht eben in der Wohnküche. Und Schwupps, kamen die E-Gitarre, ein paar Effektgeräte und nicht ein sondern zwei Verstärker hinzu.
Gestern, nein, gestern kurz vor Mitternacht, habe ich aus dem Keller ein analoges Sound-Mixer-Pult hochgeholt. Dieses gnadenlos geniale Teil hat mir damals meine Ex vom Flohmarkt mitgebracht. Freilich als sie noch nicht meine Ex war. Stolz war sie, zu Recht, denn sie hatte das Ding gehörig runter gehandelt. Ich wusste nur nicht, wie es funktioniert. Bis gestern. Die Jam Session heute Nacht war einmalig! Man kann nicht nur z. B. einen CD-Player anschließen, sondern eben auch die E-Gitarre einstöpseln und so mal eben in Jean-Michel Jarres Erstlingswerk „Oxygene“ ganz neue Akzente setzen mit einem Mörder Echoeffekt. ;-) Und meine beiden Verstärker spielen dabei die Stereo Ausgangsboxen.
Der Franzose hat sein elektronisches Meisterwerk übrigens in seiner Küche produziert … Little Boots auch.
Mir macht es einfach unheimlich Spaß, völlig planlos zu musizieren, das Gitarrengriffbrett rauf und runter zu wandern und schamlos Sounds zu erzeugen. Ein Ziel habe ich damit nicht. Bevor ich weiter an einem Buchprojekt arbeite, brauche ich mal etwas anderes. Eine Konzertgitarre ist bestellt … :-)

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Musik Challenge

Bei Facebook (ja, da bin ich auch …) wurde ich nominiert. Von niemand geringerem als meinem Partner auf unserer BOOKJOCKEY PARTY-Lesung im März d. J., dem kongenialen DJ Mr. Fantasy.
7 Songs – 7 Tage sollte die Herausforderung sein, der ich mich zu stellen hatte. Doch das könnte ich das ganze Jahr durchziehen … ;-) Um Euch nicht vorzuenthalten, welche Lieblingssongs ich also von Freitag letzter Woche bis heute, Donnerstag, vorgestellt habe, hier die Zusammenfassung. Die Links führen zu Videoclips auf externen Seiten.

Tag 1 – Freitag: Song 1 – Extrabreit mit Polizisten (1981)
Mir gefällt das sparsam eingesetzte Schlagzeug und, klar, der ultracoole Bass. Ein Song der Neuen Deutschen Welle. Üblicherweise waren die Lyrics der Bands damals einfach bloß Nonsens. Aber hier? Hat Extrabreit die „ausführende Staatsgewalt“ nicht komplett verarscht? Wer Ohren hat, höre!
Extrabreit

Tag 2 – Samstag: Song 2 – Prince And The Revolution mit The Beautiful Ones (1984)
Einer der etwas weniger bekannten Titel auf “Purple Rain”, dem Soundtrack zum Film, den Prince zum Weltstar machte. Ich sah ihn das erste Mal in unserem westlichen Nachbarland im Urlaub im Original mit holländischen Untertiteln … ;-) Radikal-hochpotent-emotionaler habe ich nie mehr eine Liebeserklärung gehört wie dort!
Prince

Tag 3 – Sonntag: Song 3 – The Police mit Message In A Bottle (1979)
Damals kam dieser Typ in unsere Klasse, weil er sitzen geblieben war. Der hatte niemand, keinen Freund. Ich quatschte ihn an, und wir fanden bald heraus, dass wir auf die gleiche Musik standen. Diese Single von The Police hatte er zu Hause. Ich kam nach der Schule mal mit zu ihm zum Musik hören – der Beginn einer Freundschaft. Geht es in dem Song nicht auch um einsame Menschen?
Police

Tag 4 – Montag: Song 4 – The Beatles mit I Call Your Name (1964)
Dieser Song ist sogar für mich ein Oldie! ;-) Was hätte ich alles von The Beatles nehmen können! Ich habe mich aber hierfür entschieden, weil dieses Lied einfach perfekt gemacht ist. Ein sich selbst vorantreibender Rhythmus, straight, mit sparsamen melodischen Verzierungen und dem typischen John Lennon Gesang für diese Zeit. Die prägnante „Kuhglocke“ als Percussion-Instrument hat Ringo Starr meines Wissens nur in diesem Titel zur Beatles-Zeit benutzt. :-)
Beatles

Tag 5 – Dienstag: Song 5 – Queen mit Radio Ga Ga (1984)
In meinem neuen Buch gibt es einen eigenen Text darüber, wie die Musik von Queen zu unserer Kultur, zu unserem täglichen Leben gehörte. Auf den frühen Platten von Queen stand immer drauf, dass sie keine Synthesizer benutzen. Das war bei „Radio Ga Ga“ längst passé. Ich habe den „Radioführerschein“ und konnte den Traum eines jeden Radiomachers verwirklichen, in einer Radiosendung diesen Song zu spielen. :-)
Queen

Tag 6 – Mittwoch: Song 6 – Jean-Michel Jarre mit Souvenir of China (1982)
Da schrieb sich der Franzose noch mit Bindestrich im Vornamen. Auch das waren die Achtziger. Also nicht nur Bindestriche im Vornamen sondern elektronische Musik. Klar, REO Speedwagon, Europe und Foreigner setzten noch auf Rock, aber der war schon viel softer und verschmuster. Jean-Michel Jarre war aber Vollblut-Elektroniker schon seit den 70ern. Hm, der Vergleich hinkt, bei all den Maschinen, Modulatoren und Sequenzern, die er in der Musik einsetzte … Es gab sogar eine eigene WDR Radiosendung mit dem Titel „Schwingungen“ mit den News aus diesem Genre!
J.-M. Jarre

Tag 7, letzter Tag – Donnerstag: Song 7, letzter Titel – New Order mit Blue Monday (1983)
Das war New Wave. Und eine verdammt geile Maxi-Single. Die Älteren unter Euch wissen noch, was eine 12-inch-Maxi-Single aus Vinyl ist. ;-) Und es war der Soundtrack einer Party nach Schulabschluss, nein, einer Orgie, über die ich den Mantel des Schweigens halte, denn wir waren jung und brauchten den Spaß! :-D :-D :-D
New Order

Heute habe ich dann drei neue „Opfer“ nominiert. :-) Also, hier setze ich auf Freiwilligkeit, wer mag, darf gerne sieben Tage lang seine Lieblingssongs vorstellen. Man braucht auch nicht so viel dazu schreiben wie ich – Labern ist halt mein Job!

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