Meine erste Gitarre war ein Geschenk meiner Eltern. Eine Konzertgitarre. Also eine akustische mit Nylonsaiten. Bis heute weiß ich nicht, wo sie sie gekauft haben. Und eigentlich auch nicht, warum …
Dankbar brachte ich mir im Selbststudium Griffe und Rhythmen nach Lehrbüchern bei, die mir eine Schulfreundin empfahl. Sie hatte während eines langen Krankenhausaufenthalts das Gitarre spielen gelernt.
Wenn ich mir heute die alte Gitarre ansehe, leider unbrauchbar, kann ich kaum glauben, auf diesem „Brett“ Töne entlockt zu haben! Die Saitenlage war viel zu hoch. Das ist der Abstand der Saiten zum Griffbrett. Der Hals viel zu breit. All das machte es mir als Anfänger nicht leicht, saubere Töne zu erzeugen. Meine Greifhand wurde sehr stark, was mir bis heute zu gute kommt.
Trotzdem war ich mit viel Enthusiasmus dabei. Als man mir noch zur Schulzeit eine gute, gebrauchte E-Gitarre anbot, griff ich zu. E-Gitarren haben Stahlsaiten. Das ist ein anderes Feeling unter den Fingern. Hals und Saitenlage sind für das Spiel mit viel dünneren Saiten ganz anders ausgelegt. Also habe ich auch bei akustischen Gitarren Stahlsaiten immer geschätzt.
Dabei blieb es dann bis vor knapp drei Jahren. Bis ich mir dachte, he, ich kann mir doch noch eine Gitarre zulegen. Ab Fabrik. Es müsste ja nichts teures sein. Nur sollte sie wieder Nylonsaiten haben.
Nun habe ich wieder eine Konzertgitarre. Und sie hat eine wunderbare Saitenlage, einen passenden Hals. Wenn ich die Saiten anschlage, steht der Klang lange warm im Raum. Irgendwie ehrlich.
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Ausladend
Wenn einen Mann das Single sein allzu sehr frustriert, greift er schon mal zu drastischen Maßnahmen.
Bei uns gibt es ein Heftchen. Gratis. Es erscheint donnerstags, ist aber schon mittwochs überall zu haben. Es fängt mit kritischen Anmerkungen zur Kommunalpolitik auf der ersten Seite an und endet mit einer Glosse. Mehr redaktionelle Arbeit braucht es nicht. Es gibt das Kinoprogramm, Termine für Yogakurse etc., Konzerte und Lesungen. Und eine Menge Platz für Kleinanzeigen, die die Rubriken biete/suche Wohnung, biete/suche Job und Grüße füllen.
Vor etlichen Jahren habe ich aufmerksam die Spalte unter „Sehnsucht“ studiert. Da muss mir die Annonce einer Kontaktsuchenden aufgefallen sein. Vermutlich, weil kurz und knackig. Andere Frauen fertigen einen Steckbrief mit Psychogramm an, ich falle schon bei der Angabe „über 1,90 m“ raus. Bei jener gab es eine E-Mail Adresse, so schmierte ich mir was aus den Fingern in die Tastatur. Und fragte höflich nach einem Foto.
Antwort kam mit Foto und ebenfalls mit dem Wunsch nach einer Ablichtung meiner einer – und der Frage nach einem Date.
Das Foto von ihr zeigte mir ein lachendes Gesicht und ich konnte ahnen, dass sie keine dürre Gestalt haben würde.
Wir verabredeten uns in ein Café, welches ich noch nicht kannte, aber gut zu erreichen war. Soweit so gut.
Zur verabredeten Zeit betrat ich das Café. Es war nicht groß. Ich nahm an einem mittigen Tisch Platz mit dem Blick zur Tür. Außer mir gab es vielleicht noch zwei oder drei Gäste und den Kellner. Dann kam sie!
Wieso Frauen nie pünktlich sein können, frage ich schon lange nicht mehr. Sie nahm mir gegenüber Platz, und nicht nur ich, alle Anwesenden hielten die Luft an. Für ihre geringe Körpergröße hatte ihr Busen den größten Verdrängungsfaktor. Es war, als wären zwei Mittelstreckenraketen auf mich gerichtet. Ein tief geschnittenes Dekolleté machte es nicht besser. So viel ist nicht zu handeln.
Sie redete viel. Sie fand mich wohl sympathisch und verplante mich schon für weitere gemeinsame Aktivitäten. Ich versuchte mich ebenfalls an der Konversation zu beteiligen und Schadensbegrenzung zu betreiben, doch ich konnte nicht mal die distanzierende Geste der verschränkten Arme vor meiner Brust ausführen – es gab keinen Platz dafür!
Irgendwann schaffte ich es, uns nach draußen zu dirigieren, wo ich ihr gestehen musste, sacht und höflich, dass ich weiter kein Interesse hätte. Das fand sie schade, und meinte, dass man sich sicher noch mal über den Weg laufen würde. Garantiert nicht, dachte ich, garantiert nicht.
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Nagelfeile
Wer häufig und intensiv Saiteninstrumente bedient, wird damit zu tun haben. Stellen wir uns Paul McCartney 1965 im Tonstudio vor, als er auf der akustischen Gitarre „Yesterday“ einspielte. Oder Keith Richards und Ron Wood auf den Rolling Stones Tourneen um die Welt. In dieser Liga kenne ich da kein weibliches Beispiel. Hm. Die Bassistin der Talking Heads vielleicht, Tina Weymouth.
Nun, wovon ich spreche, sind die Fingernägel. Genauer gesagt, das Kurzhalten der Nägel bei den Fingern, die die Saiten vor dem Bundstäbchen des Griffbretts herunterdrücken.
So steht es in meinem Ratgeber 1000 Tips für die Gitarre von 1981: „Die Nägel der linken Hand müssen so kurz sein, daß sie bei senkrechter Fingerstellung nicht auf’s Griffbrett kommen.“ (Bei McCartney ist es die rechte Hand, da er als Linkshänder die Saiten mit links anschlägt.)
So. Das und dass sich vom vielem Spielen Hornhäute auf den Fingerkuppen bilden, ist ja Allgemeinwissen. Nur wie halten sich Stars, Sternchen und Heimmusiker diese ständig nachwachsenden Keratinplatten, so werden die Nägel medizinisch genannt, denn nun kurz?
Literatur darüber habe ich keine gefunden. Ob Bob Dylan seine Lieblingsmaniküre Frau überall mit sich führt? Das wäre die Inanspruchnahme von fachkundiger Nagelpflege ohne selbst die Finger krumm zu machen. (Ein Satz mit Doppelsinn …) Oder ist Carlos Santana „Samba Pa Ti“ beim Nägel knipsen eingefallen? Es scheint ein Thema zu sein, welches hartnäckig tot geschwiegen wird. Westernhagen singt 1994 in dem Lied „Die Welt ist schön“: es herrscht langeweile / in paris und rom / heilige nagelfeile / alle wissens schon […] Was er uns damit sagen will, weiß ich nicht, aber ich weiß, auch er spielt Gitarre und kennt das Problem des permanenten Kürzens von Fingernägeln.
Keine Ahnung, ob ich Licht ins Dunkel bringen kann, doch ich greife zu der eben besungenen Nagelpfeile spätestens alle zwei Tage, um den harten Teil der Fingerspitzen für das Griffbrett berührungsfrei zurück zu stutzen. Als Mann noch in den besten Jahren – nicht nur sexuell – wachsen die Dinger eben kontinuierlich. Und vielleicht weil das wie ein Naturgesetz ist, hat scheinbar noch niemand ein Wort darüber verloren.
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