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Frauenthemen

Die Sonne scheint. Es wird wärmer. Und selbst mir fällt auf, dass sich die Garderobe der Frauen ändert. Alles wird leichter, durchsichtiger und oft sind die Füße schon in Sandalen.
Von einem anderen Problem der Sommerbekleidung erfuhr ich, als ich konzentriert in unserem rechteckigen Arbeitsraum in der äußersten Ecke saß und ein weibliches Wesen leise zu ihren Kolleginnen sagte: „Alle meine BHs zwicken, sie sind zu eng. Ich trage nur im Sommer BH, im Winter nicht.“
Dann hat sie wohl im Winter an Höhe mal Breite mal Tiefe zugelegt. Die Sprecherin steht in der größtmöglichen Diagonale von mir entfernt, trotzdem habe ich alles gehört. Mädels! Ihr sollt doch nicht immer die jahrtausendalten Erkenntnisse über die Ausbreitung von Schallwellen über den Haufen werfen …!
Den Inhalt ihrer Rede kann ich teilweise gut nach vollziehen. Ich ging mit einer damaligen Freundin mal einkaufen. Klamotten. Sie brauchte auch einen Büstenhalter. Sie fand es vorteilhaft, wenn in diese kunstvollen Gebilde ein Metallbügel eingearbeitet war. Diese Drahtteile haben sich aber gerne in der Waschmaschine verabschiedet und gingen auf Solopfaden. Also musste sie öfter für Ersatz sorgen.
Ich dachte immer, es würde ausreichen, die richtige Körbchengröße zu kennen. So wie ich die Größe meiner Slips kenne. Doch so einfach ist weibliche Anatomie nicht. Meine Freundin ging also im Kaufhaus in die Umkleidekabine mit drei von diesen Teilen, reichte einen BH wieder raus und probierte den nächsten.
„Passt nicht!“
„Passt nicht“
„Der geht.“
Der Busen konnte noch so schön umspielt sein, wenn die Leibesfülle aber beim zu machen einen BH zu weit oder zu eng ausfallen lässt, dann ist er nicht brauchbar. Würde ich einen Slip tragen wollen, der zu eng ist? Oder zu weit?
Heute fragt sich Frau, wann es warm genug ist, um ein Kleid zu tragen. Also außerhalb und innerhalb von Gebäuden warm genug. Verstehe ich. Keine will eine Blasenentzündung riskieren.
Ich wende mich wieder meiner Arbeit zu. Nicht ohne die Notiz über „Frauenthemen“ zu schreiben.

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Brüder, das war heute mein Tag

Ich beginne meinen Bericht mit dem angenehmsten. Als ich von der Arbeit kam, eine Zeitung und drei einfache Brötchen mitbrachte, vertrieb ich meinen Hunger, der sich gut versteckt hatte. Meine Brüder, vermutlich hätte ich nicht mal gemerkt, wie sich mein Magen nach belegten Brötchen mit Wurst sehnte, bis es Abend geworden wäre. All meine Kollegen haben ja genug süßes Zeug auf den Tischen liegen. Es unterhält sich einfach gemütlicher, wenn man dabei nascht. Scheiß Arbeit, kurz vor Weihnachten kommt nichts neues mehr rein, man sitzt nur die lausig bezahlten Stunden ab. Ihr kennt es, Brüder.
Ein ordentliches Mahl war aber nur das Vorspiel. Ich ging ins abgedunkelte Schlafzimmer, streckte mich aus und startete mit der Fernbedienung Musik. Und dann, schwer zu beschreiben, sank ich wie in ein tiefes, tiefes Meer. Soweit es noch Licht gab, kamen mir Gestalten in merkwürdigen Situationen entgegen, ich selbst wurde vielfach gespiegelt und ich erkannte eigene Erinnerungen. Dann wurde es dunkel und wohltuend still.
Kurz bevor ich wieder die Wasseroberfläche erreichte, schoss mir der Gedanke durch den Kopf:
„Ich geh nicht arbeiten! Ich geh nicht arbeiten!“
Ich wachte auf und schnappte nach Luft. Etwas hatte mich erschreckt. Dennoch war ich ruhig. Ich weiß nicht, wie lange ich weg war, aber es hatte mir gut getan. Ihr wisst, wie das ist.
Ich lag noch eine Weile so im Bett. Wie es draußen aussah, war mir egal, denn entweder war es dicht bewölkt oder schon dunkel, was heute irgendwie dieselbe Scheiße war.
Liebe Brüder, mein Tag fing damit an, viel zu früh in eisiger Kälte auf Busse zu warten, die sich verspäteten, überall die Frauen mit den Augen zu scannen, ob sich eine meiner würdig erweist, vor meinem Computer am Arbeitsplatz hochbeschäftigt auszusehen und dabei möglichst gar nichts zu tun. Dann retour mit den Bussen. Das kennt ihr, Brüder.
Jetzt ist Abend. Draußen rollt noch viel Verkehr durch die Straße. Bis etwas großes böses den ganzen Tag gefressen hat, und ich zu Bett gehen muss, um morgen wieder im gleichen Rädchen zu laufen wie jeden Tag. Sagt mir Brüder, wie konntet ihr es so lange ertragen?

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Zwischen einem Mann und einer Frau

Fünf Wochen sind hier Weihnachtsmärkte geöffnet. An fünf Stellen in der Innenstadt. Der große Marktplatz darf nicht besetzt werden wegen des Wochenmarkts mittwochs und samstags. Da wirken die Weihnachtsmärkte eher wie eine Notdurft. Was der Kitsch, Konsum und Krempel mit dem Christenfest zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es gibt Naschwaren, Dekokram, Fahrgeschäfte für Kinder, gebratenes und gebackenes Essen bis hin zu Geschenken, Schmuck und natürlich den Glühwein.
An jeder Ecke hörst du zwei Mädchen Blockflöten quälen. Man sollte ihnen Geld geben, damit sie es lassen!
Ich war etliche Jahre nicht mehr dort, nur aus dem Busfenster geschaut, wenn sich meine Linie durch die Menschenmengen quälte. Große Ansammlungen von Menschen. Wenn man in einer Traube von Leuten steckt, und es geht nicht vor und nicht zurück. Man wird geschoben und gedrängt. Das ist mir sehr unangenehm.
Bei Regen und 13 Grad haben die Weihnachtsmärkte nun wieder geöffnet. Dieses Jahr will anscheinend jeder mit mir dort hin. Die Kollegen an Feierabend, Bekanntschaften, ja auch Freunde von außerhalb. Am liebsten aber ginge ich mit ihr.
Die erste Woche hat sie sich nicht gemeldet. Aber dann die SMS. Welch ein origineller Einfall, am nächsten Samstag zusammen über die Weihnachtsmärkte zu gehen. Ab 11 Uhr sind die Stände und Buden geöffnet. Sie möchte jedoch nach Einbruch der Dunkelheit. Wegen der Stimmung. Argumente wie, um 11 ist es noch nicht überlaufen, man sieht doch viel mehr, kontert sie mit einem gewichtigen Argument. Um 11 Uhr denke sie noch nicht mal daran aufzustehen.
Ich bin gespannt, was sie anzieht, wenn wir uns treffen. Wichtiger ist aber, was ziehe ich an? Ich brauche eine Kopfbedeckung, nicht zu dick, nicht zu leicht, denn bei Neigung zu Niederschlägen, so der Wetterbericht, kann man im Gewühl keinen Regenschirm aufspannen. Schuhe? Zur Zeit stehen zur Wahl nur gefütterte Winterstiefel oder dünne Halbschuhe. Der Rest gibt sich.
Ich stehe am Treffpunkt, Bushaltestelle gegenüber Kaufhof. Mann, ist das voll! Dabei ist der Weihnachtsmarkt hinter mir. Kinderkarussell, etwa acht Buden. Sie kommt mit dem Rad. Wie immer winke ich, bleibe stehen. Wie üblich ignoriert sie mich. Schließt das Rad ab. Schlösser sind etwas technisches. Seelenverwandt sind Frauen mit Technik nicht. Auch sie nicht.
Forschen Schrittes will sie die Straße überqueren, doch ist gezwungen, Menschenströme zuerst vorbei zu lassen. Ich drehe mir eine Zigarette. Ich überlege mir, was sie vorher erlebt hat, wenn sie ankommt, als hätte sie Wut, schlechte Laune oder Magenschmerzen. Vielleicht alles zusammen? Oder hat es was mit mir zu tun?
Mit einer finsteren Miene, die gut zu ihrem schwarzen Mantel passt, lässt sie sich umarmen. Mögen die Spiele beginnen!
Nun bin ich also wieder hier. Wir verständigen uns, was wir uns hier auf dem ersten Christmas Market ansehen wollen, und welcher der nächste sein würde. Wie ich sie kenne, würde sie relativ achtlos an den „Fressbuden“ vorbei gehen, sich dafür an Spielzeugständen und Modeaccessoires länger aufhalten. Und am längsten dauert es bei angebotenem Nippes, wie wir zu Hause sagen, oder „Staubfänger“. Dinge zum Hinstellen in der Wohnung, ohne den geringsten Nutzen. Witzig, schön, süß sind dafür die Attribute ihrer Besitzer. Ich korrigiere: Besitzerinnen.
Doch auch für so einen Ernstfall hat mein Akku für Geduld volle Kapazität. Ich erinnere mich zudem, dass irgendwo hinten immer ein Bratwurstgrill war. Bestimmt auch dieses Jahr. Man könnte das eine mit dem anderen verbinden.
Ich erzähle ihr was. Genauer, ich doziere. Erlebnisse und Erfahrungen aus einem elend langen Leben. Das kann ich, ohne dass mir je die Themen ausgehen. Ich habe ja auch nie etwas vergessen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr das gefällt. Sich ihre Stimmung dabei beginnt aufzuhellen. Gerade bin ich bei Zeitzeugnissen aus 1983 angelangt, lässt sie mich ausreden und erzählt etwas über sich aus den 80ern.
Der Verkehr staut sich zwischen Glühweinstand und vermeintlichen Bratwürsten. Ich stelle mich mit meiner beachtlichen Breite schützend vor sie und nehme ihre Hand, um sie nicht zu verlieren. Sie lässt es geschehen. Und ich kann fast sehen, was sie hinter meinem Rücken macht. Sie lächelt.

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Zwillinge?

Es geschah vor einigen Jahren. Ich betrat das Tonstudio für ein paar Aufnahmen für eine Radiosendung. Inzwischen mit der Technik vertraut und sie gerne bis zum Äußersten nutzend. Geradezu berühmt-berüchtigt waren meine Jingles. Für jede neue Staffel dachte ich mir was neues aus. Christine, die einzig gute Seele im ganzen Gebäudekomplex und Tontechnikerin, bekam manchmal die Krise, wenn ich Soundschnipsel von lustvoll stöhnenden Frauen, Gitarrenriffs von U2 und Geräusche von vorbeifahrenden Züge in ein Jingle packte.
Heute hatte ich aber nur Texte aufzusprechen und Musik dazwischen zu packen. Christine grinste mich voll an. Fand ich merkwürdig. Nachdem ich ihr meine Texte zum Mitlesen am Mischpult gegeben hatte, und noch etwas vom mitgebrachten Mineralwasser trinken wollte, musste sie mir etwas erzählen.
„Na, du? Da hattest du ja ganz schön einen getankt!“
Ich wusste nicht, dass sie auch rot werden konnte. Und ich wusste nicht, wovon sie sprach.
„Bevor du dich noch mehr daneben benehmen konntest, bin ich gegangen.“
„Wo war das denn?“
„Im Elephant’s Memory!“
„Der Tanzschuppen? Da war ich noch nie drin. Und außerdem trinke ich nichts.“
Alles was ich sagte, stimmte, trotzdem meinte mich Christine an einem bestimmten Abend gesehen zu haben. Volltrunken. Ich schlug vor, die Aufnahmen zu machen.
Ein paar Wochen später. Nach der Arbeit wartete ich auf den Bus. Ein paar Kinder auch. Sie schienen sich angeregt über etwas zu unterhalten. Bis schließlich ein Mädchen ausgelost wurde, sich in meine Richtung zu bewegen. Automatisch hielt ich meine Tasche fester. Aber die 8-jährige fragte nur: „Bist du Rainer, Rainer Petronitsch?“
Ich schüttelte den Kopf. Und dann machte es Klick! Im Bus wurde mir klar, dass ich hier in der Stadt jemanden herumlaufen hatte, der mein Doppelgänger ist! Der durchaus gesellig ist und auch auf jene trifft, die mit mir zu tun haben. Nur sein Verhalten liegt nicht innerhalb meiner Grundsätze. Noch ein, zwei Verwechslungen wurden mir bekannt.
Ich stand am Samstag am Domplatz. Weil Markt war, waren viele Menschen unterwegs. Ich wollte zurück nach Hause. Stand an der Haltestelle. Langsam rollte meine Linie heran. Der Busfahrer hielt und ich setzte mich in Bewegung, die mittlere Tür im Visier. Erst Aussteigen lassen, dann Einsteigen. Mit den Leuten, die den Bus verließen, auch ein Mann, meine Größe, Brille, Haare. Das war er! Mein Zwilling! Das Gesicht mit dem ebenso arroganten Ausdruck.
Ich blieb stehen. Schaute ihm nach. Schnell verschwand er im Gewühl des Markts.
Schlimm war es nicht, dass ich auf den nächsten Bus warten musste. Deprimierend war, dass er besser aussah als ich …

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Gulliver

Ich habe eine gerade veröffentlichte CD bekommen. Während ich auf dem Bett liege und zuhöre, fällt mir auf, dass ich das nur noch schlecht kann. Neue Musik abhören. Und es ist auch noch eine Doppel-CD mit zweimal knapp 60 Minuten. Meine Unruhe treibt mich ständig an den Rechner. Ich schreibe auf, was mir eingefallen ist.
Als ich 31 war, unterschrieb ich noch mal einen Ausbildungsvertrag. Aus welchen öffentlichen Töpfen mir die Lehrzeit bezahlt wurde, weiß ich nicht mehr. Ich bestand nach drei Jahren die Prüfung zum Bürokaufmann. Und dies öffnete mir bei einigen Arbeitgebern in der Folgezeit weit die Türen. Besonders hier, wo es heißt, es sei eine Beamten- und Angestelltenstadt.
Doch die drei Jahre Ausbildung waren nicht leicht – besonders in der Berufsschule. Zunächst hatte ich Glück. Ich fand kurz zuvor eine neue Wohnung, zum Ausbildungsbetrieb und zur Berufsschule gar nicht weit. Ja, hatten wir in der Schule ein, zwei Freistunden, konnte ich lässig mit dem Rad nach Hause und beispielsweise ein Nickerchen machen.
Meine Mitschüler waren im Schnitt 17 oder 18 Jahre alt. Erst! Aber das war ja ganz normal. Es war klar, dass ihre Interessen bei Führerschein machen, erste Liebe und den damals aufkommenden Handys lagen.
Ich hingegen war ein Grufti. Hätte genauso gut vor der Klasse stehen können, statt zwischen den vielen Mädchen zu sitzen. (Bürokauffrau war beliebt.) Ich weiß noch, wie unsere Klassenlehrerin und Buchhaltungs- und Rechnungswesenspezialistin in der ersten Stunde Daten über uns gesammelt hat.
„Wer hat einen Hauptschulabschluss?“ Einige zeigten auf.
„Wer hat die mittlere Reife?“ Ich zeigte mit auf.
„Wer hat das Abitur gemacht?“ Ich zeigte auf.
„Wer hat bereits eine Ausbildung gemacht?“
Ich sagte: „Ich.“
Sie schaute mich an und trug es zögernd in ihre Liste ein.
„Wer hat studiert?“
„Ich.“ Das hat sie mir wohl nicht mehr geglaubt.
Mit ein paar Jungs hängt man so in den Pausen rum. Die meisten jungen Damen wollten mit so einem alten Sack wie mir absolut nichts zu tun haben. Warum auch, sie waren doch noch Kinder. Sie betraten die Schwelle zum Erwachsen sein erst jetzt und ja, einfach war es für sie auch nicht: während des Führerscheins auf Probe in eine Radarfalle gekommen zu sein, sich gegen den Gruppenzwang wehren und kein Handy zu haben bis hin zu einer ungewollten Schwangerschaft.
Die einzigen, die mich stets mochten, waren die Lehrer, dann auch die Klassenlehrerin. Aufgrund hohem Allgemeinwissen sammelte ich meine Einsen auf dem Zeugnis. Aber Streber sind einsam.
Die Abschlussprüfungen waren dann irgendwann gemacht. Unsere Klasse ging italienisch Essen in einem Restaurant am See. Es war ein sonniger Tag. Allen konnte man die Erleichterung an dem ganz großen Tisch ansehen. Vergessen waren Hilferufe aus der Vergangenheit, wie den, wie ich fand, mutigen Ausspruch einer Mitschülerin im Unterricht: „Vielleicht ist das nicht der richtige Beruf für mich?“ Da drohte eine Welt zu zerbrechen.
Am Ende des Essens überließen mir zwei Frauen ihre Reste von Tortellini, die sie partout nicht mehr aufbekamen. Nein, Mädchen waren sie nun nicht mehr.

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Erstes Auto

Punkt eins: Führerscheinprüfung bestehen. Punkt zwei: Einen gebrauchten kaufen. Bei einem unseriösen Händler mit Werkstatt. Aber ich glaube, dass er mich mochte. Trotz seiner provozierenden Sprüche.
Renault 5. Blau. Mit einer Knüppelschaltung, die sehr vage war. Man brauchte Übung, um den richtigen Gang zu treffen.

2497

All das ist sehr lange her. Heute weiß ich, dass ich einen großen Umweg gefahren bin. Ich wohnte noch bei meinen Eltern, doch Führerschein und Auto habe ich selbst finanziert. Deshalb bin ich ab der 10. Klasse von der Schule gegangen. Ich kam in eine Lehre als Betriebsschlosser. Bei weitem nicht meine Welt. Aber geburtenstarker Jahrgang und Lehrstellenmangel. Erst nach drei Jahren konnte ich mich beruflich anders orientieren.
Mit dem R 5 erwarb ich zwischenzeitlich Fahrpraxis. Auch beim herumfahren von Freunden. Und so manche Frau stieg auch mit ein.

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Frauen & Männer

Frauen bekommen einen Orgasmus, wenn sie hören, dass in ihrem Viertel ein neues Café aufgemacht hat. Wie ferngesteuert zieht es sie mit ihren Freundinnen dort hin. Sie probieren Kaffeesorten und – arten und testen in mehreren Sitzungen mit vielen Kommentaren das komplette Kuchenangebot. Tauschen dabei den neusten Tratsch aus. Sie sind sich bewusst, dass sie Gefahr laufen, Bankrott zu gehen. Und am nächsten Tag sieht man sie schwitzend laufen (früher hieß das joggen), denn was sie an Geld zu wenig haben, haben sie nun an Pfunden zu viel.
Bei Männern ist das nicht viel anders. Haben ihre Stammkneipe, wo stets das Lieblingsbier frisch gezapft wird. Die Kneipe ist ihr zweites Wohnzimmer in dem der Sportkanal läuft. Hier treffen sie ihre Kumpels, die ihre Sprache sprechen. Es kann auch mal spät werden. Und wenn der Pegel gestiegen ist, kommen sie auf bahnbrechende Ideen in den Bereichen der Physik, Mechanik und Motortechnik, die tatsächlich die Welt ein wenig verändert hätten, hätten sie sie nicht vergessen. Am nächsten Tag, wenn der Rausch ausgeschlafen ist und sie nachzählen, wieviel der Abend gekostet hat.
Tja, mir ist irgendwie die Männervariante sympathischer …

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Ausladend

Wenn einen Mann das Single sein allzu sehr frustriert, greift er schon mal zu drastischen Maßnahmen.
Bei uns gibt es ein Heftchen. Gratis. Es erscheint donnerstags, ist aber schon mittwochs überall zu haben. Es fängt mit kritischen Anmerkungen zur Kommunalpolitik auf der ersten Seite an und endet mit einer Glosse. Mehr redaktionelle Arbeit braucht es nicht. Es gibt das Kinoprogramm, Termine für Yogakurse etc., Konzerte und Lesungen. Und eine Menge Platz für Kleinanzeigen, die die Rubriken biete/suche Wohnung, biete/suche Job und Grüße füllen.
Vor etlichen Jahren habe ich aufmerksam die Spalte unter „Sehnsucht“ studiert. Da muss mir die Annonce einer Kontaktsuchenden aufgefallen sein. Vermutlich, weil kurz und knackig. Andere Frauen fertigen einen Steckbrief mit Psychogramm an, ich falle schon bei der Angabe „über 1,90 m“ raus. Bei jener gab es eine E-Mail Adresse, so schmierte ich mir was aus den Fingern in die Tastatur. Und fragte höflich nach einem Foto.
Antwort kam mit Foto und ebenfalls mit dem Wunsch nach einer Ablichtung meiner einer – und der Frage nach einem Date.
Das Foto von ihr zeigte mir ein lachendes Gesicht und ich konnte ahnen, dass sie keine dürre Gestalt haben würde.
Wir verabredeten uns in ein Café, welches ich noch nicht kannte, aber gut zu erreichen war. Soweit so gut.
Zur verabredeten Zeit betrat ich das Café. Es war nicht groß. Ich nahm an einem mittigen Tisch Platz mit dem Blick zur Tür. Außer mir gab es vielleicht noch zwei oder drei Gäste und den Kellner. Dann kam sie!
Wieso Frauen nie pünktlich sein können, frage ich schon lange nicht mehr. Sie nahm mir gegenüber Platz, und nicht nur ich, alle Anwesenden hielten die Luft an. Für ihre geringe Körpergröße hatte ihr Busen den größten Verdrängungsfaktor. Es war, als wären zwei Mittelstreckenraketen auf mich gerichtet. Ein tief geschnittenes Dekolleté machte es nicht besser. So viel ist nicht zu handeln.
Sie redete viel. Sie fand mich wohl sympathisch und verplante mich schon für weitere gemeinsame Aktivitäten. Ich versuchte mich ebenfalls an der Konversation zu beteiligen und Schadensbegrenzung zu betreiben, doch ich konnte nicht mal die distanzierende Geste der verschränkten Arme vor meiner Brust ausführen – es gab keinen Platz dafür!
Irgendwann schaffte ich es, uns nach draußen zu dirigieren, wo ich ihr gestehen musste, sacht und höflich, dass ich weiter kein Interesse hätte. Das fand sie schade, und meinte, dass man sich sicher noch mal über den Weg laufen würde. Garantiert nicht, dachte ich, garantiert nicht.

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