Ich beginne mit dem Frühstück. Ich habe Toast, Aufschnitt, Käse und Konfitüre. Aprikosengeschmack. Und schwarzen Tee. Ich werde sechs Toast schaffen. Der Tisch steht am Fenster. Ich habe die Rollladen in der Küche hoch gezogen. Es scheint mitten in der Nacht zu sein. Mein Ausschnitt zum Himmel pechschwarz. Es ist kein gewöhnlicher Sonntag, es ist der 4. Advent, fällt mir ein.
Vorher habe ich eine Weile am Schreibtisch gearbeitet. Jetzt höre ich die Haustür und einen winselnden kleinen Hund. Es muss 8 Uhr sein. Die pensionierte Nachbarin führt ihr neurotisches Vieh aus.
Ich habe Hunger und schlinge. Ich finde, der Toaster braucht zu lange, um das Brot hochschnellen zu lassen. Das ist ein gutes Zeichen. Ich habe wieder Appetit und das Essen nicht vergessen. Das war in letzter Zeit oft anders.
Ich höre Kirchenglocken und in meinem Himmelsausschnitt dämmert es langsam. Aus schwarz wird graublau mit einem Stich rosé.
In zehn Minuten ist Sonnenaufgang. Offiziell sozusagen. Und dann haben wir am längsten auf das Licht gewartet.
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Warten auf Sonne
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Gut investiert
Gestern. Samstag. Der Bus spuckt mich 9:50 Uhr aus. Über die große Straße an der Ampel und während ich mich beeile raschelt Laub unter meinen Füßen.
Das Mövenpick Hotel. Das hatte ich im Kopf, als ich mir das Ambiente für die erste Geschichte in meinem neuen Buch vorstellte. Und die Veröffentlichung von „Nur einen Atemzug, einen Kuss entfernt“ soll hier auch gefeiert werden.
Bevor ich ins Restaurant gehe, wo ich einen Tisch für zwei reserviert habe (vier Wochen vorher Minimum), noch draußen nach ihr Ausschau halten. Nichts.
Also rein zum Empfang des Restaurants. Hier ist Hochbetrieb. Der freundlichen Dame im Mövenpick Dress sage ich meinen Namen und meine Reservierung. Sie ist ein Kopf kleiner als ich. Und das wird prompt zum Verhängnis. Während ich Raum und Gesichter scanne, ob meine Verabredung vielleicht auch schon da ist, soll ich ihr zu meinem Tisch folgen. Irgendwo gibt es einen Stau von anderen Gästen, der mich aufhält. Als ich weiter komme, habe ich die Mövenpick Angestellte verloren und finde sie nicht! Jetzt also nach zwei Personen scannen. Aber schnell hat sie mich wieder und der Tisch ist ok. Nah am Büfett und dem Koch für „Live“-Omeletts und -Rühreier.
Die Servicekraft für die Tische in meinem Bereich deckt noch ab und wischt den Tisch ab. Ich weise auf Krümel auf der Sitzbank hin. Ich finde, wenn ich schon ein weißes Hemd angezogen habe, kann ich mich auch arrogant benehmen. Mich zu bedanken vergesse ich ja nicht. Dann deckt er neu.
Ich stehe noch. Nervös immer der Blick auf meine Armbanduhr. Sie verspätet sich! War ja klar … Meine Mappe lege ich auf die Bank. Dann gehe ich zum Büfett. Zurück gekommen lasse ich mir Kaffee einschenken. Aber nur halb voll, den Rest mit Milch. Etwas Zucker.
Gerade als ich die erste Mohnbrötchenhälfte verzehrt habe, kommt sie, Frau Evrard vom sonderpunkt Verlag! Von einem anderen Eingang, den ich nicht beachtet habe. Ich finde, man kann spüren, wenn diese Frau einen Raum betritt. Keiner der ca. 80 anderen Menschen hier wird leiser oder verhält sich einen Deut anders. Aber sie ist eine Persönlichkeit. Neben ihr verblassen andere messbar. Wie könnte ich also ihre Unpünktlichkeit übel nehmen. Nur fünf Minuten und erst ein halbes Brötchen auf …
Während des Frühstücks entwickelt sich ein exorbitantes Gespräch. Gemeinsam erörtern wir die Aspekte eines neuen, eines vierten Buchprojekts in ihrem Verlag. Dabei stellt sich z. B. heraus, dass genau sie wieder die richtige Lektorin für den Stoff wäre, da sie sich in ihrem Studium schon mit der Thematik beschäftigt hat, die ich vorhabe zu verwenden.
Es ist längst still um uns geworden. Die anderen Gäste sind gegangen. Man deckt schon für das Mittagessen. Während sie die Qualität der Toiletten überprüfen will, weil sie noch nie hier war, zücke ich meine Karte und übernehme die Rechnung.
Als sie zurück ist, können wir voneinander noch nicht lassen. Sie schlägt vor, noch halbe Stunde irgendwo draußen zu sitzen und uns zu unterhalten. Weit brauchen wir nicht gehen, es stehen noch Stühle und Tische draußen am Mövenpick Restaurant.
Bei einem anregenden Gespräch vergessen wir die Zeit. Im Augenwinkel sehe ich zwar, dass drinnen das Mittagessen serviert wird. Doch das ist mir ebenso gleich wie die irritierten Blicke einiger Raucher, die sich auch hierher verirren und eine Weile unserem leidenschaftlichen Meinungsaustausch verfolgen.
Die Sonne scheint und wärmt. Mein Gegenüber wird stets perfekt beleuchtet. Das ist mir schon drinnen aufgefallen. Oft mal ein Lichtspot nur um die Augenpartie. Faszinierend! Letztes Jahr um diese Zeit, als wir uns trafen, um die Veröffentlichung des zweiten Buches zu feiern, hatten wir übrigens ebenso diesen prächtigen Indian Summer. Da waren wir im Café CoLibri.
Irgendwann fragt sie mich nach der Uhrzeit. Ich bin selbst überrascht: 14:20 Uhr. Ich finde, fünf Minuten Verspätung und eine geplante halbe Stunde so derb zu überziehen, steht in einem guten Verhältnis. Wir verabschieden uns und ich frage drinnen an der Rezeption nach der Lage der Bushaltestelle zurück.
Im Bus ist es viel zu warm. Ich stehe sowieso noch ganz unter Strom. Es könnte also einen vierten Aschenbrenner geben! Aus Kinderwagen schreien Babys während der Fahrt.
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