Schlagwort-Archive: Gesundheit

Vollendung

Klänge.

Vereinzelt.

Laut und tief.

Angenehm.

 

Wie das Abtupfen einer Wunde.

Bei halben Bewusstsein.

Der letzte Eingriff?

Der letzte Schmerz?

 

Die wahnsinnige Hoffnung.

Der große Mut.

Für ein Leben ohne Schatten.

Intensiv und frei.

 

 

 

©hristoph Aschenbrenner

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Die Frau im Keller

Ich radle an einem Samstagmorgen in die Innenstadt. In meiner Tasche eine Urinprobe. Von mir. Direkt von nach dem Aufstehen. Als Berufstätiger bleibt samstags von 9 bis 10 nur diese Zeit sie im Labor abzugeben. Die Brühe muss frisch sein.
Auch gut. Wenig Verkehr, die Luft klar und das Thermometer noch unter 20 Grad. Das wird später mehr. Viel mehr.
„Fahrräder abstellen verboten!“ lese ich an den Scheiben der Praxis. Als ich mein Rad an den Pfahl eines Verkehrsschildes verkettet und die Tasche genommen habe, sehe ich eine nette Frau mit blonden Haarsträhnen die Arztpraxis aufschließen. Bevor sie in das Refugium der Gesundheit verschwindet, frage ich, ob ich eben nur meinen Pinkelpott abgeben dürfe.
Sie schickt mich ins Kellergeschoss auf die linke Seite, sie käme gleich. Während ich mich frage, welchen Teil meiner kurzen Frage sie nicht verstanden hat, sehe ich, dass auf der linken Seite im Keller gar nichts ist. Also hinsetzen und aussitzen.
Andere Patienten kommen. Und dann sie mit den Stränchen. Wendet sich nach rechts. Zieht ihren weißen Kittel an und ruft mich auf. Im rechten Kellerbereich nimmt sie mir mein Becherchen ab, zieht eine Schiebetür hinter uns zu. Fährt den Rechner hoch. Wir haben etwas Small Talk. Ich bemerke ihren mörderischen polnischen Akzent. Und Mördertitten. Vermutlich ist sie die Einzige im Umkreis von vielen Kilometern, die so früh am Wochenende arbeitet und dabei noch gute Laune hat.
Meine Bemühungen, das Gefäß zu füllen, werden mit einem Teststreifen gemessen. Und sie meint strahlend nach einer Minute: „Ihr Urin ist super in Ordnung!“ Na wenigstens etwas.
Ich glaube nicht, dass die Stadt heute noch wirklich wach wird. Schließe mein Rad auf.

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Im Mai

Manchmal gehört die Fähigkeit, sich eine Stunde allein bei einem Glas Mineralwasser in einem Straßencafé wohlzufühlen, zur Lebenskunst.

SAMSUNG

P. S.: Aufgrund meines Äußeren, z. B. der neuen Kurzhaarfrisur, und wegen meines Verhaltens, wurde ich letztens auf 38 Jahre geschätzt. Das ist ein neuer Rekord … ;-)

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Im Abendland

In dem Haus, in welches ich täglich die Woche über gehe, befindet sich im oberen Stockwerk ein Gebetsraum. „Oh“, dachte ich, „Hier denkt man an alles.“ Gestern ging ich hoch, um mal rein zu schauen.
Ich klopfte erst respektvoll an. Und wenn die Tür verschlossen ist? Nein, ich konnte sie langsam aufdrücken.
Zuerst ein Waschbecken. Handtücher. Bereit liegende weiße Umhänge. Es gab kein Kreuz, keine Heiligenfiguren. Da war ein Teppich. Jedoch nicht gerade zur Wand ausgerichtet. Nun verstand ich. Der Teppich zeigte nach Osten zum Sonnenaufgang. Und das Buch auf der Fensterbank war der Koran.
Und mir wurde nun bewusst, warum auf dem Schild neben der Tür unter dem Wort Gebetsraum ein arabischer Schriftzug stand. Den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, begleitet mich zurzeit oft.

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Leseprobe # 5

Dies hier gehört zu meinen ersten Veröffentlichungen. Es war in einer Anthologie. Es wurden Texte von Autoren gesucht, die noch nicht bekannt waren. Ich finde es frappierend, wie ich mich immer noch darin wiederfinde. Nach all den Jahren …

(ohne Titel)

Ich liebe es, wenn die Uhren zeitlos ticken,
sich die Wirklichkeit an Wänden plattdrückt,
wie an Schaufensterscheiben,
Wänden aus meterdicker Sinnlichkeit.
So bette ich mein Haupt auf Träume,
bedecke mich mit Sanftmut,
lausche dem Plätschern der Heiterkeit.

Fliehe vor der Melancholie,
die abends von der Decke tropft.
Süß-sauer schmeckt die Einsamkeit. Nach
Trostlosigkeit bei Qualm
und schalem Bier in billigen Kneipen,
steigst du die Stufen in engen Treppenhäusern,
wo der Putz von den Wänden fällt, auf der
Suche nach irgendwo.

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