Da stehe ich an der Bushaltestelle. Der Bus kommt nicht. Habe eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung in der Tasche. Der Bus kommt nicht. Die AU habe mir durch ein bettlägeriges Wochenende verdient, von einem Infekt irgendwoher, von irgendwann. Wer weiß das schon? Der Bus kommt nicht. Noch wackelig auf den Beinen. An der Bushaltestelle. An einem Montagmorgen. Will einfach nur wieder nach Haus. Da kommen drei, vier, fünf Mannschaftswagen der Polizei mit heulenden Sirenen die Straße hinauf. Es gibt kein schlimmeres Geräusch! Da möchte man das Feuer aus dem MG eröffnen, um wenigstens diesen Krach zu töten! Hab aber keins. (Die sicher schon …) Der Konvoi eilt in Richtung aus der mein Bus kommen soll. Wird wohl noch was dauern mit dem Bus. Eine Demo oder so was. Eine Zigarette später beschließe ich, zu Fuß zu gehen. Scheiß Spiel. Wozu habe ich eine Monatskarte? Setze tapfer einen Fuß vor dem nächsten. Noch mal Polizei mit Martinshorn. Fuck! Und ein Bus … mein Bus! Aber ich bin schon viel zu weit von der Haltestelle entfernt … Nun ja. Das Laub der Bäume ist schön bunt und die Sonne scheint mild herbstlich. Man will immer zu viel …
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Wahlsonntag ohne mich
Ich habe mir diese Entscheidung nicht einfach gemacht, heute nehme ich mein Wahlrecht nicht in Anspruch.
Es ist, seitdem ich wählen darf, das erste Mal. Heute sind die Wahlen zum Oberbürgermeister. Ich gehöre zu den Stammwählern, egal auf welcher politischen Ebene gerade der Stimmberechtigte gefragt wird. Ein einziges Mal habe ich bei einer anderen Partei oder dessen Kandidaten ein Kreuzchen gemacht.
Ich bin unpolitisch und neutral bis hin zu Desinteresse, wenn es um Politik geht. Als Künstler kann ich das auch. Politische Debatten sind mir ein Greul und erzeugen Kopfschmerzen. Dennoch lebe ich einer Demokratie und war davon überzeugt, dass das Meckern, Jammern und schlecht machen nach einer Wahl absolut nichts bringt, besonders, wenn man als Souverän gar nicht gewählt hat. So gab es für mich keine „Wahlpflicht“ sondern ein Recht auf Mitbestimmung.
Aktuell kann ich aber nicht zur Urne gehen, weil der Kandidat meiner Partei für mich einfach eine Witzfigur ist. Der will ins Rathaus drängen, wo sich jemand anderes den Machterhalt zementieren will. Und schließlich war das einzig Sympathische im Flyer einer dritten Partei, in den Stadtteilen „wenig Lärm“. Ja das wäre wirklich zu schön, um wahr zu werden. Da sollte die erste Maßnahme sein, nicht sinnlos drei verschieden große Kehrmaschinen an einem jeden Donnerstagmorgen vor meinem Fenster mit einem Höllenlärm vorbei fahren zu lassen …
Ok, ich gehe nicht zur Wahl, ich werde mich nicht über den Ausgang beschweren, aber ich sage auch nicht, ich bin nicht gegangen, weil man ja eh nichts ändern kann. Das ist nämlich unwahr. Jeder kann etwas bewirken, da, wo er gerade ist. Man muss es ja nicht mit dem Etikett „politisch“ versehen.
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