In dieser Welt gibt es keine Anständigkeit und Ehre mehr. Und keine gute Musik. Wer erinnert sich noch an Whitesnake, Def Leppard & Co.?
Es ging nicht wirklich um die langen Mähnen, die Lederjacken und -hosen. Äußerlichkeiten.
Uns war bewusst, dass der Planet dem taktischen atomaren Overkill entgegen steuerte. Der folgende nukleare Winter würde die Spezies Mensch vollends aus der Geschichte löschen.
Niemand unserer Generation ignorierte das. Die jeweiligen Jugendgruppierungen gingen nur anders damit um.
Popper wollten noch so viel Kohle machen, wie es ging. Die Müslis gingen demonstrieren. Und wir mochten laute, schnelle Gitarrenmusik, die das Pentagon und der Kreml nicht überhören konnten.
Letztlich war es ein Mann, der dem Irrsinn des Kalten Krieges ein Ende setzte. Und er war Russe. Gorbatschow. Mann, was der geraucht hat, hätten wir auch gerne …
Heute sind meine Haare nur deswegen lang, weil ich mich wegen der Corona-Pandemie nicht zum Friseur traue.
Habe so viele Kumpels umfallen sehen. Vom Glauben, von den Institutionen Hard Rock und Heavy Metal abkehren sehen. Auch ich sitze meine Zeit bis zur Rente in einem Büro ab. Meine Seele brennt nur noch, wenn ich nach einem Scheißtag ein Iron Maiden Album auflege. Wenn sich der Plattenteller wieder dreht.
Und die schicken Mädchen mit wild toupierten, gesträhnten Haaren? Sie fuhren auf Nummer sicher. Lieber einen Mann aus der Versicherungsbranche, der ein guter Vater ihrer Kinder ist. Mann, der stand auf Modern Talking …!
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Mit John wäre Paul besser dran
Heute …
… wäre John Lennon 80 geworden. Hätte er sich längst aus dem Musikbusiness zurück gezogen und überraschte uns nur noch mit Spontanauftritten auf Charity Konzerten? Er würde sich bestimmt nicht so blamieren wie ein McCartney heute!
Lennon hat immer einen Kampf mit sich ausgefochten – zwischen Beachtung und wahrer Anerkennung. Und wo da ein Vakuum war, war er ein Rebell. Auf die Kohle hat er gepfiffen, denke ich.
Und, Herrgott nochmal, wenn Yoko seine große Liebe war, wer hätte das Recht, etwas Schlechtes über sie zu sagen? Gehen wir in unserem Familien- und Freundeskreis auch herum und beleidigen die Ehefrauen anderer, weil uns irgendetwas nicht passt? Wieso ist das bei einem Rockstar anders?
Was das weltbekannte Songwriter-Duo Lennon/McCartney angeht, hatte John mal ein Machtwort gesprochen.
Bevor die Beatles so wahnsinnig berühmt wurden, spielten sie in Liverpooler Tanzbars und Keller. Und auch in Hamburg. Da war Paul der Leadgitarrist. Aber auf der Bühne versaute der die Gitarrensoli. Ab da hat George Harrison die Soloparts gespielt.
Ohne das Pendant und ohne das Korrektiv Lennon bildet sich McCartney heute ein, er bräuchte keine fremde Hilfe bei der Musik auf seinen Soloalben. Er macht generell alles selbst – auch die improvisierten Gitarrenlinien. Aber sie klingen – furchtbar! Ein Musiker seines Ranges und mit seinem Geld bräuchte nur einmal telefonieren, da würden die besten Gitarristen des Globus in sein Studio kommen, und zwar gestern noch!
Wie das klingen könnte, hat Paul eindrucksvoll in seinem Song „No More Lonely Nights“ (1984) demonstriert. Der mega Gitarrist von Pink Floyd, David Gilmour, der bei einer Fender Stratocaster weiß, wo vorne und hinten ist, wie man spielt, alle Techniken kennt und auch sein Equipment aus dem Effeff beherrscht, verhilft mit seinem 1A Rocksolo Pauls Gesang und Harmonien zu wahrer Größe.
Ist es beginnende Demenz oder Altersstarrsinn – oder beides? Weil Paul meint, er könne es allein? Im Showbiz gibt es keine Garantie für Erfolg. Auch nicht, wenn man mal ein Beatle war. Oder länger lebt.
Das Phänomen „Beatles“ objektiv und neutral zu betrachten, war schon in den 1960er Jahren nicht möglich. Meine Mutter, ihre Schwestern. Brüder, tanzten zu „Radaumusik von langhaarigen Schreihälsen“. Das war ein Tabubruch, ein Affront gegen die ältere Generation. Aber nicht das Ende des Abendlandes …
John Lennon konnte Musik. Wo andere Installateure sind oder Versicherungen verkaufen. Es ist halt ein Glücksfall, das zu machen, davon zu leben, was man wirklich kann.
John hatte Seele. Hören wir ihm zu. In seinen unvergessenen Liedern.
Keine Selfies
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