Dann lebte ich in einer dumpfen, leisen Welt. Nun bekomme ich – durch Technik – eine vergessene Welt wieder geschenkt.
Haare bürsten. Das macht ein Geräusch? Ich liebe jetzt alles, was raschelt! Papier, Kleidung, etwas über den Tisch ziehen.
Gestern bekam ich rechts und links Hörgeräte angepasst. Von der ersten Sekunde an hat es mir gefallen. Es gibt so viele Zivilisationsgeräusche neu zu entdecken! Inklusive Eigenklänge wie Stimme und Atem und Schmatzen.
Bei beiden Ohren ist die Diagnose ein Hörverlust der hohen Frequenzen und bei dem Rechten ein deutlicher Abfall der Hörleistung.
Mein TV konnte ich direkt mal um die Hälfte leiser stellen …
Das Wichtigste für mich ist, auf Entdeckungsreise zu gehen, wie sich nun alles anhört und ich es nicht als unangenehm oder zu laut empfinde. Das Gehirn soll sich wieder an alle Audioeindrücke gewöhnen. Die Toilettenspülung ähnelt den Niagarafällen …!
Der gute Hörgeräteakustiker meinte: „Aufsetzen und dann vergessen.“ Genauso mache ich es. Ab in eine wieder hergestellte, neue Hör-Welt.
Ich musste ihm gegenüber aber eins klar stellen: „Ich bin Musiker, Radiomacher, Musik- und Filmfan. Und arm wie eine Kirchenmaus!“
Daher konnte ich nur Hörhilfsmittel nehmen, die die Krankenkasse bezahlt. Auch wenn sie nun klassischer Weise oben außen am Ohr sitzen und dann dünne Plastikröhrchen in die Ohreingänge gehen, sind heutige Geräte für 0 € so klein und leicht, dass ich gar nicht spüre, ob ich welche trage. Es gibt, das muss man beachten, laufende Kosten für die Batterien.
Heute kommt der Alltagstest draußen!