Mittwoch 12. April 2017 · 23:45
Ständig bin ich in Bewegung. Stecke mir ein Kippe zwischen die Lippen. Das Feuerzeug in der Hand. Doch weil ich so viel tun möchte, hier und dort etwas erledige, kann eine halbe Stunde vergehen, bis ich die Zigarette anzünde.
„Christoph Aschenbrenner hat seine Fans!“ schrieb Frau Evrard von meinem Verlag. Falls es sie wirklich gibt, die Fans, warten sie seit gut anderthalb Jahren auf ein neues Buch von mir. Das Rad neu erfinden hat etwas Zeit gekostet. In der Literatur bedeutet das eben sich neu definieren.
Was meine Unruhe verursacht, ist, dass es bald soweit ist! „Urbanicity“ geht demnächst in den Druck!
Ich als Mr. Short Story himself habe mich inhaltlich und am Stück über einen ganzen Band ausgebreitet. Nebenbei, ich schlug „Kurzroman“ als Untertitel vor. Bei 40 Seiten im Reclam Heft Format fand es der sonderpunkt Verlag nicht so ganz überzeugend. Also gar nicht.
Ich warte nun auf die Imprimaturen. Schnalze mit der Zunge. Frage mich, wie mein Werk draußen angenommen wird?
Ich könnte schnelle Reaktionen durch das Posten von Ausschnitten bekommen. Finde aber, man sollte alles kennen. Wie bei einer Kurzgeschichte. Eine lange, tief gehende und dennoch stringent erzählte und von allem überflüssigen glatt gebügelte Kurzgeschichte.
Der Pott ist am Kochen und es wird heiß! Verdammt, wo ist mein Feuerzeug …?

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Freitag 16. Dezember 2016 · 21:05
Am Meer war ich mehrmals. Unverbauter Horizont. Kann schnell öde werden. Ich habe die Berge noch nicht gesehen. Weder die Alpen über- noch durchquert. Ich muss da auch nicht daran rumklettern. Nein.
Was ich schon immer liebte, war die Tiefebene. Ganze Landstriche auf einem Niveau. Wo ein Findling im ordentlich gepflegten Vorgarten Aufsehen erregt.
Ich wuchs auf dem flachen Land auf, später wechselte ich ein paar Breitengrade weiter nördlich und hatte Aussicht satt. Sofern nicht verbaut.
Früher konnte ich bei uns im oberen Stockwerk am Fenster stehen und sehen, wann mein Vater Feierabend hatte. Hinterm Fabriktor stieg er aufs Rad und radelte heim. Das waren gut sechs bis sieben Kilometer. Natürlich nur, wenn kein Nebel war. Oder die Bauern nicht ihre Felder düngten, wobei sich die Sonne weigerte, bis zum Boden zu scheinen.
Während ich auf meinen Vater sehnsüchtig wartete, konnte man große Industriewerke weit entfernt an ihren Schornsteinen und den Wolken erkennen, die sie ausstießen. Schwermetall.
Klar, Kirchturm bei uns mit Uhr. Und schräg gegenüber der kleine Zeitungs- und Kurzwarenladen, von dem ich wusste, dass das neue YPS-Heft angekommen war.
Unser Stadtteil war ein wenig isoliert. Vom Stadtzentrum durch einen Gürtel Felder getrennt. Aber die Trasse der Straßenbahn führte schnurgerade in unseren Ortskern. Und mein Papa radelte daran entlang. Auf einer breiten Straße mit Radwegen. Jeden Tag. Manchmal auch samstags. Als ich ihn mal fragte, warum er nicht die Straßenbahn nehmen möchte, sagte er mir: „An der Haltestelle warten ist langweilig. Da weiß ich nicht, was ich machen soll außer rauchen.“
Es gab nur eine Ausnahme, bei der mein Vater in die Straßenbahn stieg. Im Winter, wenn es morgens noch lange dunkel, und es aussah als falle der Schnee aus den Straßenlaternen. Wenn er als kräftiger und zäher Mann nicht mehr durch die Schneewehen fahren konnte. Oder bei spiegelnder Glätte und es genauso gefährlich war, die Glätte nicht zu sehen.
Ich überlege mir heute, dass mein Vater, der sein Fahrrad pflegte und liebte, sein Geld vielleicht lieber sparte, als jeden Tag ein Ticket zu lösen.
Als er da war, wir Kinder und meine Mutter ihn herzlich begrüßten, als wäre er für Monate weg gewesen, hat er mir die zweimarkfünzig für das YPS-Heft spendiert.
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Montag 21. November 2016 · 09:55
Fünf Wochen sind hier Weihnachtsmärkte geöffnet. An fünf Stellen in der Innenstadt. Der große Marktplatz darf nicht besetzt werden wegen des Wochenmarkts mittwochs und samstags. Da wirken die Weihnachtsmärkte eher wie eine Notdurft. Was der Kitsch, Konsum und Krempel mit dem Christenfest zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es gibt Naschwaren, Dekokram, Fahrgeschäfte für Kinder, gebratenes und gebackenes Essen bis hin zu Geschenken, Schmuck und natürlich den Glühwein.
An jeder Ecke hörst du zwei Mädchen Blockflöten quälen. Man sollte ihnen Geld geben, damit sie es lassen!
Ich war etliche Jahre nicht mehr dort, nur aus dem Busfenster geschaut, wenn sich meine Linie durch die Menschenmengen quälte. Große Ansammlungen von Menschen. Wenn man in einer Traube von Leuten steckt, und es geht nicht vor und nicht zurück. Man wird geschoben und gedrängt. Das ist mir sehr unangenehm.
Bei Regen und 13 Grad haben die Weihnachtsmärkte nun wieder geöffnet. Dieses Jahr will anscheinend jeder mit mir dort hin. Die Kollegen an Feierabend, Bekanntschaften, ja auch Freunde von außerhalb. Am liebsten aber ginge ich mit ihr.
Die erste Woche hat sie sich nicht gemeldet. Aber dann die SMS. Welch ein origineller Einfall, am nächsten Samstag zusammen über die Weihnachtsmärkte zu gehen. Ab 11 Uhr sind die Stände und Buden geöffnet. Sie möchte jedoch nach Einbruch der Dunkelheit. Wegen der Stimmung. Argumente wie, um 11 ist es noch nicht überlaufen, man sieht doch viel mehr, kontert sie mit einem gewichtigen Argument. Um 11 Uhr denke sie noch nicht mal daran aufzustehen.
Ich bin gespannt, was sie anzieht, wenn wir uns treffen. Wichtiger ist aber, was ziehe ich an? Ich brauche eine Kopfbedeckung, nicht zu dick, nicht zu leicht, denn bei Neigung zu Niederschlägen, so der Wetterbericht, kann man im Gewühl keinen Regenschirm aufspannen. Schuhe? Zur Zeit stehen zur Wahl nur gefütterte Winterstiefel oder dünne Halbschuhe. Der Rest gibt sich.
Ich stehe am Treffpunkt, Bushaltestelle gegenüber Kaufhof. Mann, ist das voll! Dabei ist der Weihnachtsmarkt hinter mir. Kinderkarussell, etwa acht Buden. Sie kommt mit dem Rad. Wie immer winke ich, bleibe stehen. Wie üblich ignoriert sie mich. Schließt das Rad ab. Schlösser sind etwas technisches. Seelenverwandt sind Frauen mit Technik nicht. Auch sie nicht.
Forschen Schrittes will sie die Straße überqueren, doch ist gezwungen, Menschenströme zuerst vorbei zu lassen. Ich drehe mir eine Zigarette. Ich überlege mir, was sie vorher erlebt hat, wenn sie ankommt, als hätte sie Wut, schlechte Laune oder Magenschmerzen. Vielleicht alles zusammen? Oder hat es was mit mir zu tun?
Mit einer finsteren Miene, die gut zu ihrem schwarzen Mantel passt, lässt sie sich umarmen. Mögen die Spiele beginnen!
Nun bin ich also wieder hier. Wir verständigen uns, was wir uns hier auf dem ersten Christmas Market ansehen wollen, und welcher der nächste sein würde. Wie ich sie kenne, würde sie relativ achtlos an den „Fressbuden“ vorbei gehen, sich dafür an Spielzeugständen und Modeaccessoires länger aufhalten. Und am längsten dauert es bei angebotenem Nippes, wie wir zu Hause sagen, oder „Staubfänger“. Dinge zum Hinstellen in der Wohnung, ohne den geringsten Nutzen. Witzig, schön, süß sind dafür die Attribute ihrer Besitzer. Ich korrigiere: Besitzerinnen.
Doch auch für so einen Ernstfall hat mein Akku für Geduld volle Kapazität. Ich erinnere mich zudem, dass irgendwo hinten immer ein Bratwurstgrill war. Bestimmt auch dieses Jahr. Man könnte das eine mit dem anderen verbinden.
Ich erzähle ihr was. Genauer, ich doziere. Erlebnisse und Erfahrungen aus einem elend langen Leben. Das kann ich, ohne dass mir je die Themen ausgehen. Ich habe ja auch nie etwas vergessen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr das gefällt. Sich ihre Stimmung dabei beginnt aufzuhellen. Gerade bin ich bei Zeitzeugnissen aus 1983 angelangt, lässt sie mich ausreden und erzählt etwas über sich aus den 80ern.
Der Verkehr staut sich zwischen Glühweinstand und vermeintlichen Bratwürsten. Ich stelle mich mit meiner beachtlichen Breite schützend vor sie und nehme ihre Hand, um sie nicht zu verlieren. Sie lässt es geschehen. Und ich kann fast sehen, was sie hinter meinem Rücken macht. Sie lächelt.
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Sonntag 6. November 2016 · 22:54
Hinaus in die Nacht. Es hat geregnet, doch der Wind hat die Straßen beinahe getrocknet. Nasses Laub glänzt noch.
Ich halte es nicht mehr für notwendig, mein Gesäß zwischen Internet, Festnetz und Smartphone zu parken.
Zu Fuß zum Syrer. Zwecks Vertilgung einer Döner-Pizza. Warten auf Grün an einer Ampel.
„Was wäre, wenn sie mir hier mit dem Rad entgegen käme?“
„Schnauze!“ brülle ich meine Gedanken an.
„Vielleicht würde ich einfach so tun, als würde ich sie nicht erkennen. Oder unverbindlich winken?“
„Geil, ganz geil! Du hast es geschafft! Jetzt bekommst du Denkverbot!“
Vor der Imbisstür drücke ich meine Kippe im Metallaschenbecher aus. Als ich bestelle, erkennt mich der Inhaber wieder. Tja, war eine Weile nicht mehr hier … Nehme eine Dose Cola Zero und setze mich nebenan an einen Tisch.
Vor mir Mutter und Kind. Der Junge mag acht oder neun sein. Die Mutter ist extrem fett. Als sie aufsteht, um noch einen Pappbecher zu holen, fühle ich mich darin bestätigt, dass Menschen auch Kugeln sein können.
Nebenan läuft das Fernsehen. Ich schließe die Augen und höre schnell sprechende Personen, mal eine Frau, mal Männer. Es ist nicht meine Muttersprache. Vielleicht hat der Besitzer etwas arabisches angemacht. Was ich glaube heraus zu hören, ist der Unterschied zwischen dem geschulten Fernsehpersonal und den Interviewpartnern, letztere unterbrechen ihren Redefluss öfter mit einem „äh“.
„Sie war das Gegenteil von der Dicken da.“
„Ja.“
Ich schaue auf meine Armbanduhr. Mails, Telefon und Handy, alles zu Hause. Besser so! Ich bekomme die lecker aussehende Pizza hingestellt.
„Sie war so gerührt von meinem Geschenk, dass ihr rechts und links eine Träne herunter lief.“
Ich rühre die Pizza nicht an, trinke die Cola aus. Bezahle alles. Wenn sie den Tisch wischen wollen, sehen sie die Pizza. Mit Tränen. Kommt alles in den Müll.
Hinaus in die dunklen, leeren Straßen. Es wird ein Sturm kommen.
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Samstag 5. November 2016 · 11:30
Ich habe eine gerade veröffentlichte CD bekommen. Während ich auf dem Bett liege und zuhöre, fällt mir auf, dass ich das nur noch schlecht kann. Neue Musik abhören. Und es ist auch noch eine Doppel-CD mit zweimal knapp 60 Minuten. Meine Unruhe treibt mich ständig an den Rechner. Ich schreibe auf, was mir eingefallen ist.
Als ich 31 war, unterschrieb ich noch mal einen Ausbildungsvertrag. Aus welchen öffentlichen Töpfen mir die Lehrzeit bezahlt wurde, weiß ich nicht mehr. Ich bestand nach drei Jahren die Prüfung zum Bürokaufmann. Und dies öffnete mir bei einigen Arbeitgebern in der Folgezeit weit die Türen. Besonders hier, wo es heißt, es sei eine Beamten- und Angestelltenstadt.
Doch die drei Jahre Ausbildung waren nicht leicht – besonders in der Berufsschule. Zunächst hatte ich Glück. Ich fand kurz zuvor eine neue Wohnung, zum Ausbildungsbetrieb und zur Berufsschule gar nicht weit. Ja, hatten wir in der Schule ein, zwei Freistunden, konnte ich lässig mit dem Rad nach Hause und beispielsweise ein Nickerchen machen.
Meine Mitschüler waren im Schnitt 17 oder 18 Jahre alt. Erst! Aber das war ja ganz normal. Es war klar, dass ihre Interessen bei Führerschein machen, erste Liebe und den damals aufkommenden Handys lagen.
Ich hingegen war ein Grufti. Hätte genauso gut vor der Klasse stehen können, statt zwischen den vielen Mädchen zu sitzen. (Bürokauffrau war beliebt.) Ich weiß noch, wie unsere Klassenlehrerin und Buchhaltungs- und Rechnungswesenspezialistin in der ersten Stunde Daten über uns gesammelt hat.
„Wer hat einen Hauptschulabschluss?“ Einige zeigten auf.
„Wer hat die mittlere Reife?“ Ich zeigte mit auf.
„Wer hat das Abitur gemacht?“ Ich zeigte auf.
„Wer hat bereits eine Ausbildung gemacht?“
Ich sagte: „Ich.“
Sie schaute mich an und trug es zögernd in ihre Liste ein.
„Wer hat studiert?“
„Ich.“ Das hat sie mir wohl nicht mehr geglaubt.
Mit ein paar Jungs hängt man so in den Pausen rum. Die meisten jungen Damen wollten mit so einem alten Sack wie mir absolut nichts zu tun haben. Warum auch, sie waren doch noch Kinder. Sie betraten die Schwelle zum Erwachsen sein erst jetzt und ja, einfach war es für sie auch nicht: während des Führerscheins auf Probe in eine Radarfalle gekommen zu sein, sich gegen den Gruppenzwang wehren und kein Handy zu haben bis hin zu einer ungewollten Schwangerschaft.
Die einzigen, die mich stets mochten, waren die Lehrer, dann auch die Klassenlehrerin. Aufgrund hohem Allgemeinwissen sammelte ich meine Einsen auf dem Zeugnis. Aber Streber sind einsam.
Die Abschlussprüfungen waren dann irgendwann gemacht. Unsere Klasse ging italienisch Essen in einem Restaurant am See. Es war ein sonniger Tag. Allen konnte man die Erleichterung an dem ganz großen Tisch ansehen. Vergessen waren Hilferufe aus der Vergangenheit, wie den, wie ich fand, mutigen Ausspruch einer Mitschülerin im Unterricht: „Vielleicht ist das nicht der richtige Beruf für mich?“ Da drohte eine Welt zu zerbrechen.
Am Ende des Essens überließen mir zwei Frauen ihre Reste von Tortellini, die sie partout nicht mehr aufbekamen. Nein, Mädchen waren sie nun nicht mehr.
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Samstag 10. September 2016 · 17:26
Ich radle an einem Samstagmorgen in die Innenstadt. In meiner Tasche eine Urinprobe. Von mir. Direkt von nach dem Aufstehen. Als Berufstätiger bleibt samstags von 9 bis 10 nur diese Zeit sie im Labor abzugeben. Die Brühe muss frisch sein.
Auch gut. Wenig Verkehr, die Luft klar und das Thermometer noch unter 20 Grad. Das wird später mehr. Viel mehr.
„Fahrräder abstellen verboten!“ lese ich an den Scheiben der Praxis. Als ich mein Rad an den Pfahl eines Verkehrsschildes verkettet und die Tasche genommen habe, sehe ich eine nette Frau mit blonden Haarsträhnen die Arztpraxis aufschließen. Bevor sie in das Refugium der Gesundheit verschwindet, frage ich, ob ich eben nur meinen Pinkelpott abgeben dürfe.
Sie schickt mich ins Kellergeschoss auf die linke Seite, sie käme gleich. Während ich mich frage, welchen Teil meiner kurzen Frage sie nicht verstanden hat, sehe ich, dass auf der linken Seite im Keller gar nichts ist. Also hinsetzen und aussitzen.
Andere Patienten kommen. Und dann sie mit den Stränchen. Wendet sich nach rechts. Zieht ihren weißen Kittel an und ruft mich auf. Im rechten Kellerbereich nimmt sie mir mein Becherchen ab, zieht eine Schiebetür hinter uns zu. Fährt den Rechner hoch. Wir haben etwas Small Talk. Ich bemerke ihren mörderischen polnischen Akzent. Und Mördertitten. Vermutlich ist sie die Einzige im Umkreis von vielen Kilometern, die so früh am Wochenende arbeitet und dabei noch gute Laune hat.
Meine Bemühungen, das Gefäß zu füllen, werden mit einem Teststreifen gemessen. Und sie meint strahlend nach einer Minute: „Ihr Urin ist super in Ordnung!“ Na wenigstens etwas.
Ich glaube nicht, dass die Stadt heute noch wirklich wach wird. Schließe mein Rad auf.
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Mittwoch 8. Juni 2016 · 19:27
Es fiel im erst nach einer guten Weile auf. Der Tag war schön, die Sonne schien, seine Laune war gut. Nachdem er im Schwimmbad ein paar Züge geschwommen, getaucht und das Sprudelbecken genutzt hatte, fühlte er sich frisch und motiviert, steckte sich eine Fluppe zwischen die Lippen und stieg aufs Rad. Den direkten Weg nach Hause wollte er nicht fahren, er ließ sich treiben. Im Kreisverkehr merkte er, dass etwas mit dem Fahrrad nicht stimmte. Er konnte damit nur noch links abbiegen …
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