Ich kritisierte jemandes Werk so:
„Welch eine Zumutung! Zu schlecht. Zu lang.“
„Wieso? Man kann doch schreiben, was man will.“
„Ja. Aber ich möchte nicht alles lesen, was es gibt. Nicht so eine Hühnerkacke!“
Da war jemand beleidigt.
Man kann therapeutisch schreiben. Und man kann professionell Literatur schreiben. Der Unterschied ist simpel. Das Erste ist persönlich, das Zweite kann öffentlich sein und kann in Buchform gekauft werden.
Wer einen aus therapeutischer Motivation heraus entstandenen Text einem Literaten zeigt, kann nicht erwarten, wertschätzende Komplimente zu bekommen. Die ergäben sich nur bei guter Literatur. Daher trennen beide Lager oft tiefste Gräben.
Bestimmt haben viele Schriftsteller aufgrund zeitweiligem Leidensdruck angefangen zu schreiben. Doch ein sehr hoher Prozentsatz der Schreibenden hat das wieder aufgegeben, als sie schlechte Kritiken bekamen oder ihr Leben wieder glücklicher war.
So leben diejenigen ihre Berufung aus, die sich selbstlos ihrer Kunst verschrieben haben.