Warum ausgerechnet Du? Du hast mir die besten Lieder zu dem Soundtrack meines Lebens beigesteuert. 57 Jahre ist doch kein Alter! Dein unerschütterliches Selbstbewusstsein war mir ein Vorbild. Dein Glaube auch. Die Welt lachte Dich aus, weil Du Deinen Namen wechseltest. Aber wer kannte Dich wirklich? Wer sah mehr in Dir als die Schwuchtel im Rüschenhemd?
Ja, viel weiß ich von Dir auch nicht. Doch Deine Musik traf mich. Der Beat, der Bass und Dein Kreischen. Und Du warst so enorm fleißig.
Nun hast Du uns verlassen. Manchmal schneit es im April. Uns bleibt D. M. S. R.
– Dance Music Sex Romance …
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Oh no!
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Leseprobe # 5
Dies hier gehört zu meinen ersten Veröffentlichungen. Es war in einer Anthologie. Es wurden Texte von Autoren gesucht, die noch nicht bekannt waren. Ich finde es frappierend, wie ich mich immer noch darin wiederfinde. Nach all den Jahren …
(ohne Titel)
Ich liebe es, wenn die Uhren zeitlos ticken,
sich die Wirklichkeit an Wänden plattdrückt,
wie an Schaufensterscheiben,
Wänden aus meterdicker Sinnlichkeit.
So bette ich mein Haupt auf Träume,
bedecke mich mit Sanftmut,
lausche dem Plätschern der Heiterkeit.
Fliehe vor der Melancholie,
die abends von der Decke tropft.
Süß-sauer schmeckt die Einsamkeit. Nach
Trostlosigkeit bei Qualm
und schalem Bier in billigen Kneipen,
steigst du die Stufen in engen Treppenhäusern,
wo der Putz von den Wänden fällt, auf der
Suche nach irgendwo.
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Wer ist „Schlafes Bruder“?
Nicht nur eine fürchterliche grammatische Konstruktion, sondern auch ein Bestseller zu Beginn der 90er. Ich habe diese Schweinerei auf einer betrieblichen Weihnachtsfeier beim Wichteln bekommen. Wer nicht weiß, was Wichteln ist, das ist nichts weiter als gegenseitiges unglücklich machen mit Geschenken. Das Buch beantwortete mir nicht die Frage, wer der Bruder des Schlafes ist, denn es war mir unmöglich, es zu Ende zu lesen. Und im Klappentext rühmte sich der Verlag damit, dass das Manuskript eine Odyssee hinter sich hatte und woanders zig Mal abgelehnt wurde. Mich wunderte das nicht!
Aber eigentlich wollte ich etwas anderes erzählen. Wenn ich in frühen Morgenstunden schon umtriebig bin, dann zur Arbeit gewesen bin und hier zu Hause schalte und walte, rettet mich ein Nachmittagsschlaf davor, den Verstand zu verlieren. Schlafentzug ist bekanntlich eine gute Foltermethode. Sich selbst solches anzutun, kann Symptom von emotionalen Extremsituationen sein.
Wie auch immer. Am Nachmittag besteht mein Einschlafritual daraus, mir eine CD auszusuchen und sie in der 5.1 Anlage abzuspielen. Das hat den Vorteil, per Fernbedienung die Lautstärke regeln zu können. Je müder ich werde, so leiser wird die Musik. Irgendwann vermischt sich die Wahrnehmung der Musik mit dem einsetzenden Tiefschlaf. Und jetzt wird es interessant. Ich schlafe und höre gleichzeitig einen mir bekannten Song. Aber dabei verliere ich jedes Zeitgefühl. Musik ist zeitlich jedoch genau definiert. Nicht nur als Zeitangabe für jeden Song. Auch innerhalb des Liedes gibt es feste Zeiteinheiten bis hin zu jedem einzelnen Takt. Wenn ich aufwache, ist aber der Song meist noch nicht vorbei! Wo also war ich? Oder sollte ich fragen, wann war ich? Im Schlaf, so könnte man daraus folgern, ist die Mechanik der Zeit aufgehoben oder zumindest verschoben worden. Denn die Dauer, die ich für den Schlaf brauchte, deckt sich gefühlsmäßig nicht mit der linearen Zeitabfolge einer vom Laser abgetasteten Disc. Oder anders gesagt, ich kann subjektiv keine Aussage darüber machen, wie lange ich von körperlicher und geistiger Erschöpfung zur Erholung und Erfrischung brauchte. Mysterium!
Doch darüber zerbreche ich mir nun weiter nicht den Kopf. Schließlich gibt es für ein Phänomen wie das Déjà-vu die triviale Erklärung, es käme lediglich durch Übermüdung …
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Das Mix-Tape
Heute Abend habe ich gehörig Staub geschluckt! Ziel meiner Aktion war es, Songs, die auf einer Leer-Cassette sind, als CD zu brennen. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine Cassette, nein, nein. (Übrigens, der Duden schreibt Cassette mit „K“, also Kassette, doch als diese Medien noch in Gebrauch waren, schrieben nur die Mädchen Cassette mit „K“!)
Es war 1991. Ich stand kurz vor dem Abflug zum Studium. Fliegen ist übertrieben, ich fuhr mit der Deutschen Bahn. Ich hatte jedoch noch einige Monate bis zum Start des ersten Semesters. In der Zeit könnte man ja was Geld verdienen, nicht wahr? Wie genau ich akquiriert wurde, weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Aber bei uns kannte ja eh jeder jeden, und dass ein CD-Geschäft eröffnet werden sollte, sprach sich rum wie der Blitz. Im Umkreis von hundert Kilometern gab es höchstens noch ein Handvoll anderer Leute, die dafür so prädestiniert gewesen waren wie ich, der Musikfreak.
Nun war der Laden, der wahrlich nichts anderes führte als CDs, noch nicht eröffnet. Der Besitzer installierte die Regale, gab eine Theke für die Kasse bei einer Tischlerei in Auftrag und dann fing die Sisyphusarbeit an. Nicht bloß die CDs nach Alphabet in die Regale stellen, sondern sie auch wegen Diebstahlschutz aus ihren Cases nehmen und in Softhüllen stecken, die dann aus den Schubladen der Theke beim Verkauf gefischt wurden. Falls das Verkaufsboard rechtzeitig fertig würde … Um es kurz zu machen, die Tischler lieferten eine prächtige Verkaufstheke – zehn Minuten nach dem der Laden das erste Mal öffnete.
Aber noch war ich in dem Laden und sortierte CDs. Ich strengte mich sehr an, obwohl mir die Zeit, die vielen Stunden, die ich investierte, wohl kaum angemessen bezahlt wurden. Was mir als Musikfreund da durch die Hände ging, hätte ich am liebsten gleich selbst gekauft. Das ging nicht. Aber mir kam eine Idee. Und jetzt sind wir bei der Cassette. In dem Geschäft gab es ein Radio-CD-Cassettenrekorder und ein Telefon. Ich rief zu Hause an und ließ mir meine jüngste Schwester geben: „Henry, geh doch mal zu meinen Sachen, da wo die Cassetten sind, da müsste eine neue leere sein.“ Warten. „Ja? Könntest du sie mir hierher bringen? Ja, im CD-Laden, wo vorher der Gemüseladen war. Ok. Tschüss!“
Wenig später kam sie und durfte sich auch staunend umschauen. Und so bespielte ich eine Seite des Tapes mit einzelnen Liedern verschiedener CDs. Aus dem Laden. Jede Cassetten-Seite braucht eine Beschriftung, das lernt man von Kind an. Zu Hause klebte ich einen Beschriftungsstreifen auf die Cassette, nahm eine Bleistift und schrieb: „All-die-guten-Sachen“, und weil verschiedene Lieder verschiedener Musiker eben schon ein „Mix“ sind, komplettierte ich: „All-die-guten-Sachen-Mix“!
Heute habe ich diese Cassette auch sehr schnell wiedergefunden. Um sie jedoch als gebrannte CD nachzubauen, bedurfte es sehr viel Wühlerei in meinen Beständen. Komischerweise habe ich einzelne Downloads aus dem Internet, die ich auf CD gebrannt habe (ich habe Festplatten nie vertraut), viel besser geordnet als reguläre CDs. Da sucht man sich tot! Einige Alben, die ich damals in dem CD-Laden aus der großen Auswahl entnommen habe, sind heute Sammlerstücke und werden für über 40 € verkauft. Dabei interessierte mich nur ein Titel. Es gab eine Zeit im Internet, da haben philanthrope User ihr Musikmaterial für umsonst zum Download bereitgestellt. Man musste halt nur etwas suchen und dann saugen. Das gibt es heute nicht mehr. Entweder greifen Urheberrechte oder man benutzt YouTube. Für mein Mix-Tape auf CD habe ich jedenfalls jeden Song in meinen Regalen gefunden. Unter dem Foto eine Track-List. Es ist eine etwas wüste Zusammenstellung. Aber spätestens nach dem 101. Durchlauf mag man nicht mehr von lassen! :-)
All-die-guten-Sachen-Mix (ca. 46 min)
01. REO Speedwagon – One Lonely Night
02. Sheila E – Promise Me Love
03. Sheila E – Heaven
04. Kid Creole And The Coconuts – Sex Of It
05. Seal – Crazy
06. George Michael – Kissing A Fool
07. ZZ Top – Cheap Sunglasses
08. Georg Kranz – Din Daa Daa
09. The J. Geils Band – Centerfold
10. The Knack – My Sharona
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