Dieses Jahr ist für meine engste Familie ein Superjahr. Heute konnte ich meinem Vater zum 85. Geburtstag gratulieren! Im Hochsommer vollendet meine Mutter ihr 80. Lebensjahr! Und meine älteste Schwester wird am 2. Weihnachtstag 50!
Alles in den Schatten stellt jedoch meine jüngste Schwester. Im letzten Jahr geheiratet ging es danach auf Hochzeitsreise ins Land von Graf Dracula. Vor 9 Monaten bekam ich von ihr ein Foto mit einem Ultraschallbild über WhatsApp …
Vorgestern wurde ich Onkel! Es war keine einfache, doch geglückte Geburt. Froh schickte mir mein Schwager ein Foto. Ich zeige es hier nicht, denn ich achte auch die Persönlichkeitsrechte von Babys und Kindern.
Da ist also der neue Mensch. Ruhig ohne Schmerz. Und ohne Angst. Schon einen Haarschopf. Das Fäustchen links an die geöffneten Lippen gelegt. Eingewickelt in eine orange Decke schauen ganz große blaue Augen offen in die Welt. Die Geste, das Gesicht, als würde es schon alles wissen und über die Bedingungen verhandeln wollen, in der Welt zu bleiben. Nach dem Motto: Und? Was habt ihr so zu bieten? ;-)
Sie hat jetzt schon einen Platz in meinem Herzen – meine Nichte!
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Familienangelegenheiten
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„Urbanicty“ geht in den Druck!
Da ist die Generation der Väter. Die haben in der Fabrik gearbeitet.
Wir arbeiten heute in Büros. Mit Computern.
Man lebt in Städten, in denen die Zeit fliegt.
Was bleibt, wer erinnert sich noch, wenn du den letzten Atemzug …
Christoph Aschenbrenner: Urbanicity
sonderpunkt Verlag, Greven, Reihe Sonderpunkte 67
Lektorat: Marianne Evrard
ISBN: 978-3-95407-072-5
Taschenbuch, Format A6
ca. 40 Seiten
Preis: 4,90 €
Eingeordnet unter 2017, Buch 4, Das neue Buch
Aus einem Milieu
Mit 18 rannte ich in Krefeld rum.
War Sänger in ’ner Luftgitarrenband.
Mein Vater nahm mir das immer krumm,
ich sollt ’s doch besser ham als er.
Wir malochten in der Fabrik bis vier.
Und der Meister schimpfte von früh bis spät.
Für meinen Wagen habe ich Breitreifen bestellt.
In uns’rer Kneipe ging drauf die letzte Mark für Altbier.
Es gab so viele Mädchen zu küssen.
So schöne hast du noch nicht gesehen.
Man legte den Gang rein
und schon fing an die Motorhaube zu vibrier’n.
Jetzt sitz‘ ich hier, bin etabliert,
und schreib mit Pentium 4,
ein Lamento über meine Vergangenheit,
damit ich den Frust verlier‘.
Ich hab ’nen Vetrag mit ’nem Verlag
und man nennt mich intellektuell.
Mein Vater wär‘ tierisch stolz auf mich,
hätt‘ er ’s noch mit erlebt.
Doch ich will zurück in den Dschungel,
wo die Aufrechten und Tapferen überleben.
Als Asphaltjunkie fahr’n bis die Sonne aufgeht.
Und wiederfinden, was ich einst verlor.
Ich will zurück in den Dschungel,
ich will zurück in den Dschungel,
ich will zurück in den Dschungel,
denn Liebe geht nicht ohne Verlust.
(©hristoph Aschenbrenner frei nach M. M.-W.)
Das ist mir so ‚raus geruscht‘ als mir simonsegur „Auf eine fett-fröhlich-baggerlose-kreativstarke 17!“ wünschte … ich habe erst gar nicht geschnallt, was er meinte.
Eingeordnet unter Bei Sem;kolon zu Hause
Leseprobe # 7
Dieser Text wurde in einer Zeitschrift und für eine Weile auf der Facebook-Seite der Autorengruppe Sem;kolon zusammen mit dem Bild „Fernlicht“ veröffentlicht. Ich erhielt dafür die Erlaubnis von Hanno Karlhuber selbst, dem Maler des Bildes. Er ist Vertreter des magischen Realismus und wohnt in Wien. Auf dem Ölgemälde ist eine nächtliche Landstraße zu sehen, die vom Fernlicht eines Autos ausgeleuchtet wird und zwar aus der Sicht des Autofahrers.
Mein Text kam dann in mein erstes Buch beim sonderpunkt Verlag, in „Ultraviolett – 14 Momentaufnahmen aus unbestimmten Tiefen“.
Übrigens nehme ich gerne wieder Vorbestellungen für mein neues, viertes Buch entgegen!
(4,90 €, portofreier Versand in Deutschland.)
Schlaflosigkeit
Kasernenton in der Fabrik. Am Schweißtisch kriecht die Zeit zwischen Beschimpf des Meisters und derben Scherzen der Kollegen.
Er wird einfach nicht zu Stahl und Hydraulik nicht sein Inneres.
Essen wartet immer im Kühlschrank, von der Mutter gemacht. Zuhause fremd und groß gemusterte Tapeten. Er geht seinem Vater aus dem Weg.
Wieder in den Wagen rein und fahren. Die Freundin lernt für das Abitur. Er hat keine Ahnung von Kurvendiskussion. Er will ihre Kurven spüren. Sie haut ihm auf die Finger.
In die Kneipe. Ein Bier mit ’nem Kumpel. Er will nicht nach Haus. Er ist noch nicht müde.
Morgen früh ruft die Werksirene. Unwichtig. Leben will er jetzt. Hat keine Ahnung, was das ist – Leben. Es gehört ihm nicht.
Auf der Flucht vor dem Schlaf, im aufgemotzten Käfer durch die Nacht über Landstraßen. Mit Fernlicht Kilometer um Kilometer. Allein. Die Cassette wieder umgedreht.
©hristoph Aschenbrenner
Eingeordnet unter Buch 4, Das neue Buch, Leseprobe
Die Frage nach dem Sinn
Ich war jetzt viele Wochen da raus. Montag soll ich wieder dahin. Dort wo es nur vertikale Strukturen gibt. Wo wenige oben bestimmen, was viele unten machen sollen/müssen. Und gerade unter dem Mantel des Verständnisses gilt doch nur eine Regel. Jeder hat auf seiner Stufe zu bleiben. Im Grunde verhindert das per se Verständnis. Verständnis ernst gemeint bedeutet doch auch nachgiebig sein bei den Schwachen. Hilfen und unbürokratische Wege gehen. Davon ist jedoch nichts zu spüren.
Ich mache es, wie mir inzwischen klar geworden ist, auch bloß wegen dem Geld. Ich habe zwei Jahre Zeit, um das Geld zu verpulvern oder anzusparen. Ein Jahr ist um. Und nach dieser Zeit kann ich in der gewohnten Umgebung mit der gewohnten Arbeit weitermachen – allerdings nur bei einem viel niedrigeren Lohnniveau. Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir diese fassungslose Ungerechtigkeit auszumalen! Jetzt schon. Schon früh im Berufsleben musste ich mir die Frage stellen, ist es das, was ich will bis zur Rente? Mein Vater gehört noch zu der Generation, die bis zur Rente in einer Firma durchgearbeitet hat. Der schwer betrübt war, als er nicht mehr zu den Aktiven dazu gehörte. Ich verstehe das. Sein Arbeitgeber wurde nicht binnen kurzer Zeit dreimal verkauft, Arbeitsoptimierer schauten ihm nicht mit Taschenrechner und Stoppuhr auf die Finger.
Was mir schwer im Magen liegt, ist, dass ich sehr sensibel auf Veränderungen im Arbeitsumfeld und bei Arbeitsinhalten reagiere. Drei Praktikanten mit im Raum verunsichern mich. Eine Anweisung der Programmierer, die ich noch nie persönlich sah, macht die Arbeit von Wochen zunichte. Und auf diese Weise wird es niemals Ruhe bei der Arbeit geben. Herausforderungen ja, doch in einem festen Rahmen.
Was sind denn da eigentlich die Alternativen? Leben von „Hilfe zum Lebensunterhalt“ sprich Sozialhilfe. Die Miete wird bezahlt und zum Leben bleiben wenige hundert Euro. Man müsste sich eine Tagesstruktur erhalten, um nicht durch zu drehen oder depressiv zu werden. Ich schaue gerade aus dem Fenster. Der ganze Tag war schön. Sonnenschein und blauer Himmel. Ich habe das heute in mich eingesaugt. Ein Gefühl wie Urlaub ohne Ende.
Man bräuchte Freunde, die akzeptieren können, dass man eine Alternative lebt.
Ich bliebe intellektuell weiter beschäftigt. Das Manuskript für mein viertes Buchprojekt liegt jetzt bei meinem Verlag …
Eingeordnet unter Bei Sem;kolon zu Hause, Buch 4
Kleine Frage … nebenbei …
Dass ich für meine Mutter als ihr Erstgeborener der größte Brocken war, wusste ich schon immer. Nun gibt es Zahlen dazu! Sie fand ihren „Mütterpass“ (ja, Betonung liegt auf „Mütter“) wieder. Und vorhin am Telefon las sie mir vor, dass ich und kein anderer bei der Geburt 4200 Gramm wog und sage und schreibe 50 Zentimeter lang war. Dies und der Umstand, dass mein Vater heute Namenstag hat, bringen mich ziemlich spontan zu der Frage, was aus dem Schreihals und Windelscheißer von damals geworden ist? Kann ich meinen Eltern heute auf Augenhöhe begegnen und frei sagen, Eure Mühen und Sorgen waren nicht umsonst?
Eingeordnet unter Bei Sem;kolon zu Hause