Gleichberechtigung?

Wenn wir in den Supermarkt gehen, sind wir gewohnt, das gleiche Produkt von verschiedenen Herstellern auswählen zu können. Nehmen wir als Beispiel Nudeln. Und da konkret die Spagetti.
Alle Packungen haben das gleiche Gewicht, die Ware die gleiche Beschaffenheit und nahezu gleiche Zutaten. Doch der Preis rangiert erheblich.
Warum werden oft teure Maren gekauft? Es wäre genauso möglich, nur von der billigsten Sorte zu leben.
Weil wir gute Erfahrungen mit den höherpreisigen Nudeln gemacht haben. Sie schmecken besser. Wir wollen uns mal etwas gönnen oder beim Kochen mit Freunden angeben.
All das ist subjektiv! Als Kunde haben wir die Wahl, Geld dafür auszugeben, wofür wir es möchten.

Wir wissen, dass Frauen und Männer in gleichen Arbeitsverhältnissen unterschiedlich bezahlt werden. Und zwar, dass Männer mehr Geld kriegen als Frauen.
Nehmen wir als Beispiel das Halten eines Vortrags. Je ein Mann und eine Frau als Dozenten. Am selben Ort an verschiedenen Tagen. Im gleichen Saal, ausgestattet mit einem Beamer. Und beide bekommen dafür das gleiche Honorar!

Der Mann kommt zehn Minuten vor der Veranstaltung, schließt in wenigen Minuten sein Laptop an den Beamer an und setzt sich hin, um den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen.
Als es anfängt, faltet er die Zeitung zusammen, stellt sich ans Pult und sagt:“Guten Tag! Heute hören Sie zum Thema ‚Entwicklung von Bindungsbeziehungen von Säugetieren und Menschen‘ die neuesten Forschungsergebnisse.“

Die Frau kommt zum Vortragstermin mindestens 45 Minuten früher. Sie muss einen Parkplatz finden, wo sie in die Parklücke vorwärts hinein fahren kann. Dann muss sie im Gebäude jemanden auftreiben, der ihr den Beamer anschließt. Den Hausmeister oder Hauswart.
Diese Zeit wird ihr natürlich nicht bezahlt.

Nehmen wir an, alles geht zügig über die Bühne. Sie begrüßt die ersten Hörer. Vielleicht kennt sie auch einige aus anderen Zusammenhängen. Sie wird freundlich, höflich und verbindlich sein. Natürlich erinnert sie sich bei dem einen an die Kinder oder bei dem anderen an die alte Mutter. Sie wird nach der Gesundheit fragen. Kurz, macht, dass sich alle wohl fühlen.
Zur richtigen Zeit geht sie ans Pult und begrüßt lächelnd alle: „Bevor ich auf das Thema der Bindungsbeziehungen von Säugetieren und Menschen, also allen Säugetieren, komme, und das mit neuen Forschungsergebnissen abrunde, lassen Sie mich kurz eine Stelle aus dem ‚Kleinen Prinzen‘ zitieren – Der Fuchs und der kleine Prinz …“

Was hat die Frau anders gemacht als der Mann?

Sie fungiert mehr als Gastgeberin. Sorgt sich, dass sich alle beteiligt und wohl fühlen. Knüpft und pflegt (soziale) Kontakte.
Das alles bekommt sie nicht bezahlt – warum eigentlich nicht? Sie leistet doch eine Unmenge mehr!

Das ist keine subjektive Geschmacksfrage wie beim Bezahlen von Pasta. In dieser Gesellschaft wird man nur nach Leistung bezahlt.
Wenn selbst Frauen sagen würden, dafür will ich kein Geld, das mache ich nebenher, dann würde es sich schnell ändern, wenn die Dozentin in dem Beispiel nach dem Vortrag einfach eine zweite Honorarforderung bei ihrem Auftraggeber mit so etwas wie Leistungspunkten einreichen könnte. Leistungspunkte für soziale, kommunikative und emphatische Arbeit. Wenn dieses etwas Wert wäre, also Geld wert, wären benachteiligte Löhne und Gehälter für Frauen Vergangenheit. Es wäre m. E. gerechter.

5 Kommentare

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5 Antworten zu “Gleichberechtigung?

  1. Guter text. Also zu Beginn wollte ich dir nen Hasspost hinterlassen, weil du den Mann nu echt mieser darstellst als er ist und die Frau auch arg klisceeig mal wieder als die Gute. Irgendwann merkte dann aber sogar ICH, dass es hier um eine plakative Übersptzung geht und musst paar Zeilen lang amüsiert sein.
    An der Schlusspointe verhandel ich gerade noch arg mit mir selbst. Was für dich spricht, aber, klar, gegen die Gesellschaft. Es gibt ja zwei Möglichkeiten: entweder wir fördern die, die, nach deinem text, „kurz, knackig, nur zielorientiert“ arbeiten (was aber im Übrigen auch sehr viele Frauen kennen, gerade die, duie längst erfolgreich sind sagen dir ja auch, dass hat null mit MANN oder FRAU zu tun, EINPARKEN schon gar nicht, e geht um Qualitäten, Eigenschaften. Haben manche MENSCHEN, andere eben nicht.

    ODER: wir einigen uns auf ein neues System (wofür es letztlich Wählerstimmen an den entscheidenden Stellen bräuchte). Was mich persönlich, und das trifft dein text ja auf Nebebnwegen, nervt ist, dass wir durch die Art der Bezahlung ja sagen was uns wichtig ist. Wenn du einen Job hast, wo du dich um das Geld reicher Leute kümmert, verdienst du richtig gut. Wenn du dich um die demente Oma dieseer reichen Leute kümmerst: 10,00 EUR Stundenlohn.
    Grüße!

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  2. Ich frage mich gerade, wer von beiden auf Dauer wohl mehr Zuhörer haben wird. Vielleicht sollte man solche Veranstaltungen auch nach der Zahl der Zuhörer vergüten. Das fände ich auch gerecht.
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Restwoche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  3. Da ist was dran. Bei meinen Seminaren fungiere ich durchaus als „Gastgeberin“. Und genau das ist der Grund, warum Menschen zu mir kommen und sich wohl fühlen. Und genau das ist der Grund, warum Menschen einmal in meine Seminare kommen und dann nie wieder. Mir gefällt es, dass Du das Ganze überspitzt darstellst (zumindest ist das meine Wahrnehmung). Hab besonders beim Thema einparken und Beamer anschließen gelacht. Einparken kann ich perfekt – als früheres Stadtkind kein Wunder – und Beamer… nutze ich einfach nicht, hätte aber auch gar keine Lust, ihn selber anzuschließen und würde auf jeden Fall den Hausmeister bitten. ;-)

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    • Nun ja, ich weiß nicht, ob der „revolutionäre“ Gedanke dieses Textes angekommen ist? Frauen sollen zusätzliches Geld bekommen, für das, was sie naturgemäß besser können als Männer! So ungefähr wie es später im Rentenalter mehr Geld für jedes geborne Kind gibt – oder immer mal wieder von der Politik vorgeschlagen wird.

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